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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Nur kleines Schnitzel für Depaoli“, Seite 5

Nur kleine Schnitzel für Depaoli

Am Arbeitsgericht schilderte ein weiterer Zeuge die Zustände bei der Feuerwehr.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck —- Zuerst Pornos
im Intranet der Berufsfeuerwehr, jetzt Schnitzel mit
Pommes: Der von Gemeinderat Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) initiierte
Mobbingprozess am Arbeitsgericht offenbart nicht nur
die ehemals rauen Sitten bei
der Innsbrucker Berufsfeuerwehr, sondern hat manchmal auch einen gewissen
Unterhaltungswert. Zumindest für Außenstehende. Wie
berichtet, klagt der ehemalige Oberbrandmeister Depaoli die Stadt Innsbruck auf
mehrere 100.000 Euro Schadenersatz, weil er sich in die
Frühpension gemobb:t fühlt.
Im Zeugenstand schilderte
am Freitag ein ehemaliger
Arbeitskollege, wie der in Ungnade gefallene Personalvertreter vor etwa zehn Jahren
benachteiligt wurde. Sogar
beim Mittagessen in der Kantine der Hauptfeuerwache in
der Hunoldstraße.

„Wir haben damals gehört,
dass Depaoli kleinere Porti-

onen erhält als der Rest der
Mannschaft“, erinnert sich
der Zeuge: „Deshalb habe ich
extra darauf geachtet.“ Wenn
es Schnitzel gab, wurden die
größeren Stücke zuerst ausgeteilt. Die kleineren erhielten jene Feuerwehrmänner,
die einen Nachschlag wollten.
„Depaoli bekam bereits beim
ersten Gang ein kleines Nachschlags-Schnitzel. Und als er
Pommes nachholte, erhielt er

Die Berufsfeuerwehr bei einer Löschäb ng.
schlechte Arbeitsklima war am Freitag Thema am Gericht.

eine Handvoll, die anderen
einen großen Haufen.“ Aber
auch abseits der Schnitzelportionen sei das Arbeitsklima vergiftet gewesen. Nicht
nur für Depaoli. So wurde der
Zeuge nach eigenen Angaben
vor der Gemeinderatswahl
ins Büro eines Vorgesetzten
bestellt: „Du weißt eh, wen
du zu wählen hast“, soll der
Unteroffizier auch gleich den
damaligen ÖVP-Kandidaten

Das ehemäls angeblich

Foto: Fals

Seite 5 von 10

vorgeschlagen haben. „Er hat
sich weiters nach dem Wahlverhalten meiner Schwiegereltern erkundigt. Das war
richtig unangenehm“, so der
Zeuge.

Als Depaoli 2013 als Personalvertreter abgesetzt wurde,
„hatten wir niemanden mehr,
der sich für uns einsetzt und
gegen die Ungleichbehandlung der Mitarbeiter durch
einige Vorgesetzte vorgeht“,
so der Feuerwehrmann. Auch
die Magistratsdirektion sei
keine Option gewesen. „Es
hieß, wer sich dort beschwert,
wird ausgeforscht und muss
mit Konsequenzen rechnen.“
Nach Depaolis Versetzung
zum Bauhof hätten viele
Angst gehabt, „auch ich“.

Für Markus Orgler, Anwalt
der Stadt Innsbruck, unverständlich: Er bezeichnete den
Zeugen als „feig“, weil dieser
sich nicht an die Magistratsdirektion wandte. „Wenn es
bei Ihnen brennt, laufen Sie
aus dem Haus raus und ich
rein“, konterte der Zeuge.

Der Arbeitsgerichtsprozess
wird fortgesetzt.