Gesamter Text dieser Seite:
Bezirksblätter Innsbruck

KOSCHUHS KASTL

Die wöchentliche BezirksBlätter-Innsbruck-Kolumne von Markus Koschuh
redaktion.innsbruck@regionalmedien.at

Vom Sitzen, Sehen
und vom Schauen

Wissen Sie, was ich mir
manchmal denke, wenn ich
auf unserem Balkon sitze?
Nichts. Manchmal sitze ich
tatsächlich nur so da und
denke mir rein gar nix. Aber
ich schaue und sehe: Den
Sender am Patscherkofel, von
dem ich seit Kindheitstagen
im Stillen überzeugt bin, dass
es in Wahrheit ein Schiff ist.
Ich sehe die Serles, die ich einmal vor vielen Jahren Ende
Mai zu früh bestiegen habe,
weil wir das eine letzte Stück
vor dem Grat im Schnee stapfend bewältigen mussten.
Und plötzlich war da diese
Gams, die mich angefaucht
hat. Keine zehn Meter vor
mir. Zum Glück ist sie gleich
abgedüst - im Zweikampf am
Grat wäre ich chancenlos gewesen.

„Vom Sitzen, Sehen und vom Schauen“, Seite 6

Ich erblicke gerade noch einen Teil der Großen Ochsenwand gleich hinterm Birgitzköpfl, die einen Klettersteig
bietet, den man geübten Klettersteiggehern wärmstens
empfehlen kann. Ich sage
nur: Kalkkögel! Haben Sie
übrigens gewusst, dass die
Fronebenalm in der Schlick
der Stadt Innsbruck gehört?
Die sehe ich aber nicht vom
Balkon aus. An die habe ich
jetzt gedacht. Dabei wollte
ich einfach nur sitzen und
schauen. Das ist das Schöne an Innsbruck: Man muss
nicht immer denken. Man
darf auch einmal „nur“ sitzen
und schauen. Schauen Sie
doch auch mal wieder, was
Sie so alles sehen. Ich denke,
dass Ihre Augen ganz schön
staunen werden ...! Sehen Sie?
Jetzt denken Sie ans Schauen.
Setzen Sie sich. Und: Augen
auf!

Seite 20 von 31