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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_07_31_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Gewesslier will noch heuer ein Windrad in Tirol sehen“, Seite 4
31.7.2023
Gewessler will noch heuer
ein Windrad in Tirol sehen
Die grüne Ministerin sieht den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal sehr
kritisch. Bei der Windenergie fordert sie Taten, beim Transit eine Lösung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
hatte zuletzt Österreich
den Schwarzen Peter in der
Transitfrage zugeschoben.
Zu Recht?
Leonore Gewessler: Österreich war und ist immer gesprächsbereit. Es ist Italien,
das sich gegen alle Lösungsvorschläge gestellt hat. Die
Belastung am Brenner ist für
die Bevölkerung und die Umwelt enorm. Wir müssen Lösungen suchen. Eine davon
ist das Slot-System.
Bayern, Südtirol und Tirol
haben sich darauf geeinigt,
dass nur eine maximale Zahl von Lkw über den
Brenner fahren soll. Wie
hoch soll die Lkw-Grenze
sein und auf welcher Strecke soll sie gelten?
Gewessler: Es ist gut, dass
sich die Regionen zusammengefunden haben und auf
das Slot-System setzen. Details müssen jetzt erarbeitet
werden. Ich werbe für den
Vorstoß, auch bei unseren
Partnern in Deutschland und
in Italien.
Italien will zuerst die Lkw-
Fahrverbote abschaffen.
Wie soll man da verhandeln?
Gewessler: Wir können die
Augen vor den Problemen
nicht verschließen. Da geht
es nicht ums Poltern, sondern
um Lösungen. Ich stehe auf
der Seite Tirols.
Ein anderes Thema auf EU-
Ebene ist der Green Deal.
Der Widerstand gegen das
Renaturierungsgesetz der
EU ist in allen Bundeslä
Letzte Woche wanderte die Klimaschutz- und Verkehrsministerin Leonore Gewessbler mit ihren grünen Parteikolle-
gen auf die Umbrüggler Alm oberhalb von Innsbruck. Ebendort fand dieses Interview statt.
hat und wir nun gemeinsam
an Lösungen arbeiten können. Das gemeinsame Ziel
muss sein, dass die wunderschöne Natur, die wir jetzt
genießen können, auch für
unsere Kinder und Kindeskinder erhalten bleibt.
dern, auch in Tirol, groß.
Glauben Sie, da tut sich
noch was?
Gewessler: Ich bin froh, dass
das Renaturierungsgesetz
jetzt auf EU-Ebene auf den
Weg gebracht wurde. Dabei
geht es darum, dass wir Menschen der Natur immer mehr
Raum weggenommen haben.
Wir sehen die Schäden und
die Auswirkungen. Das Gesetz sieht vor, Flächen, wo
wir den dringendsten Handlungsbedarf haben, auch wieder zurückzugeben. Das muss
jetzt verhandelt werden.
Wie wollen Sie denn die
Kritiker, die bei der ÖVP
besonders stark vertreten
sind, überzeugen?
Gewessler: Ich bin froh, dass
die Kamp die teilwei
mit Halbwahrheiten operiert
hat, sich nicht durchgesetzt
Die Energiewende ist ein
Meilenstein zum Klimaschutz. Die Grünen sind
jedoch gegen den Ausbau
des Kraftwerkes Kaunertal.
Sind Sie in dem Fall gegen
den Ausbau der Wasserkraft?
Gewessler: Das Kaunertal ist
im Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Das ist
ein Landesverfahren. Genereil gilt für die Energiewende:
Ja, wir brauchen den Ausbau
erneuerbarer Energien, um
uns unabhängig zu machen,
um beim Klimaschutz voranzukommen. Wir haben ein
großes Potenzial in Österreich, nämlich bei Photovoltaik und beim Wind. Wasserkraft ist historisch betrachtet
schon sehr jut ausgebaut.
Die Landesregierung sieht
dabei noch Luft nach oben.,
Sie aber nicht?
Gewessler: Weil die Wasserkraft bereits so stark ausgebaut ist, muss man bei jedem
Projekt sehr genau hinschauen und beurteilen, ob das
Gleichgewicht zwischen Biodiversitätsschutz und Energiegewinnung gewährleistet
ist. Dafür ist die Umweltverträglichkeitsprüfung da. Und
wir müssen darauf achten,
die letzten unverbauten Alpenflüsse für unsere Kinder
zu erhalten.
Sie haben Tirol zu mehr
Tempo beim Ausbau der
Windenergie gemahnt.
Jetzt liegt eine Potenzialanalyse, die 160 Windräder
vorsieht, vor. Passt nun das
Tempo?
Gewessler: Wir werden, um in
Österreich die Energiewende
zu schaffen, den Ausbau aller
erneuerbaren Energien brauchen. Ich weiß, das Potenzial
bei Photovoltaik und Wind
ist unterschiedlich verteilt.
Aber es gibt in allen Bundesländern Potenzial. Es ist gut,
dass nun die Studie vorliegt,
aber es müssen jetzt konkre-
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fatır BA / Persan
te Projekte folgen. Ich freue
mich auf das erste Windrad
in Tirol. Wir haben 2023, und
da ist es auch in Tirol höchste
Zeit für das erste Windrad.
Rund 260 Gemeinden in
Österreich wollen, dass sie
Tempo 30 unbürokratischer verordnen können.
Das müsste der Bund regeln. Lässt sich abschätzen, wann das kommen
könnte?
Gewessler: Ich freue mich,
dass so viele Gemeinden,
und zwar über alle Parteien
hinweg, das fordern. ÖVP-,
SPÖ-, FPÖ- und grüne Bürgermeister machen sich für
Tempo 30 stark und wollen
durch Tempo-Reduktion
mehr Lebensqualität in ihren
Gemeinden schaffen. Damit
es für Gemeinden einfacher
wird, Tempo-Reduktionen zu
verhängen, haben wir einen
Gesetzesvorschlag ausgearbeitet und diesen bereits dem
Koalitionspartner übermittelt.
Das Gespräch führte
Anita Heubacher