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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_07_12_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„‚Kein Gespür für die Gefahr‘*“, Seite 5
„Kein Gespür für die Gefahr“
Dass viele Migranten nicht schwimmen können, sei ein Problem, sagt Ulrich Mayerhofer. Der
Sprecher der Tiroler Bäderbetreiber hat sich österreichweit nach Lösungsansätzen umgehört.
w—
Von Benedikt Mair
Innsbruck - Vergangenen
Sommer steigt ein 28-Jähriger in den Innsbrucker Baggersee. Plötzlich hat er keinen
Boden mehr unter den Füßen, droht zu ertrinken, kann
aber von Passanten gerettet
werden. Erst vor Kurzem wird
ein Elfjähriger im Tivoli in der
Landeshauptstadt von Schulkollegen reglos in einem Becken treibend entdeckt. Der
Bub muss reanimiert werden, schwebt lange Zeit in Lebensgefahr. Diese beiden Unfallopfer haben zwei Dinge
gemeinsam: Sie sind Nichtschwimmer und als Flüchtlinge nach Tirol gekommen.
„So brutal es auch klingen
mag, das Problem ist importiert“, sagt Ulrich Mayerhofer, Sprecher der Tiroler Bäderbetreiber. Während
die meisten Einheimischen
recht früh, schon im Kindesalter lernen würden, sich
über Wasser zu halten, sei
das bei vielen Zuwanderern
nicht der Fall. „Diese Leute
kommen aus anderen Kulturkreisen, wollen keine Kurse belegen. Wir erleben etwa
immer wieder, dass muslimischen Mädchen von irgendwelchen konservativen
Familienoberhäuptern der
Schwimm-Unterricht verboten wird.“ Bei Menschen, die
in Afrika aufgewachsen sind,
habe er hingegen des Öfteren
erlebt, dass „sie bisher in ihrem Leben nichts mit Wasser
zu tun hatten und kein Gespür für die Gefahr entwickelt haben“.
Laut Mayerhofer ist es in
den heimischen Schwimmund Seebädern zuletzt wiederholt zu gefährlichen Zwischenfällen mit Migranten
gekommen. „Und wir ha-
gefordert, hier gegenzusteuern.
ben extreme Bedenken, wie
das jetzt weitergeht. Da stehen wir derzeit an.“ Denn
die Betroffenen zu erreichen, gestalte sich schwierig. „Ein großer Teil von ihnen kann nicht lesen, also
bringen Schilder wenig. Mit
Piktogrammen oder anderen Bildern gibt es nur eingeschränkte Möglichkeiten, vor
den Risiken zu warnen. Und
regelmäßige Durchsagen
scheinen auch wenig vielver-
—
Laut Ulrich Mayerhofer, dem Tiroler Bäder-Spi
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sprechend, weil jene, die sie
erreichen sollen, kaum etwas
verstehen.“
Der Bäder-Sprecher hat
deshalb am vorigen Freitag
eine österreichweite E-Mail-
Umfrage gestartet. „Weil sich
bei den Tiroler Unternehmern einige die Frage stellen,
wie mit dieser Problematik
umgegangen werden kann,
habe ich mich bei anderen
Betreibern nach Ideen und
Lösungsansätzen umgehört.“
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Symbotiotn: APA/Gind!
Mayerhofer rechnet damit, in
den kommenden Tagen entsprechende Antworten zu bekommen.
Besonders gefährdet seien
Kinder, weshalb Mayerhofer auch die Schulen in die
Pflicht nimmt. „Lehrer müssen Druck machen, wenn
Schülerinnen oder Schülern
der Besuch des Schwimmunterrichts aufgrund ihrer Religion verboten wird. Dem
Elternhaus soll hier klarge-
Bub wird aus
dem Koma
geholt
Innsbruck —- Der Zustand des Elfjährigen,
der vergangene Woche
reglos in einem Becken
des Innsbrucker Tivoli-
Freibads trieb und reanimiert werden musste, hat sich stabilisiert.
„SoO weit, dass er jetzt
aus dem künstlichen
Tiefschlaf geholt werden kann“, berichtet Johannes Schwamberger,
Sprecher der Tirol Kliniken. Eine weitere Prognose sei derzeit nicht
möglich.
Wie es genau zu dem
Unfall kommen konnte, ist indes noch immer
völlig unklar. „Die Ermittlungen laufen, Befragungen von einigen
Zeugen und Beschuldigten stehen noch aus“,
heißt es dazu von der
Pressestelle der Tiroler
Polizei. „Mehr Details
können wir aktuell nicht
bekannt geben.“ (TT)
macht werden, dass das einfach nicht geht.“ Rund um
die Landeshauptstadt und
in Innsbruck selbst gäbe es
für Kinder und Jugendliche
ausreichend Möglichkeiten,
Kraulen, Tauchen und Co. zu
erlernen. „In anderen Regionen ist es schwieriger, auch
wegen der geringen Dichte an
Bädern. Hier sehe ich die Politik gefordert. Sie muss sich
der angespannten Situation
annehmen.“