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Jahr: 2023

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Der Standard

„Pack die Tretpedale ein“, Seite 10
29.6.2023

Pack
die

Tretpedale

ein

r"solle ein Schaf zeichnen, bat der
kleine Prinz. Natürlich hat Antoine de Saint-Exuperys Held
nichts mit dem Radfahren oder
dem Verreisen mit dem Fahrrad

zu tun. Dennoch ist die Art, wie
der als Zeichner talentfreie Pilot diesen
Wunsch erfüllt, ein Vorbild, um Radtransportprobleme zu meisten: Der Mann zeichnete
eine Kiste. Das Schaf. sagte er, sei in ihr ver-

steckt. Problem gelöst

Was das mit dem Fahrrad in öl"fenlln:hen
Fahr-

Mit dem Rad zu reisen wird von vielen
Mobilitätsanbietern als Inbegriff von Spontaneität
und Freiheit beim nachhaltigen Reisen beworben.

Doch logistische Hürden, Einschränkungen

E

Schon zu zweit ist da zumindest ein Großraumtaxi nötig. Das Kofferdepot kostet ebenfalls - und was, wenn man von anderswo wieder heimfliegt? Schlaue Radflieger pfenlen
deshalb auf den Koffer — und lassen sich
regionalen Fahrradgeschäften Transportkartons beiseitelegen, in denen Fahrräder
dorthin geliefert werden. Viel Klebeband und
noch mehr Gebete später geht es dann zur
Großgepäckau “
Wer klimafreundlich unte:

reist aber unverpac 1 - im Zug

sein will,
B&Cohe

Wirklich überraschend ist aber, dass heute
gängige Lenkerbreiten von mehr als 50 Zentimetern und Großreifendimensionen, die bei
Mountainbikes längst normal sind, Grund
fürs Nichtmitdürfen sind, Tatsächlich mlsst
um je wer nach — aber: Was, wenn dı
Mit Zug nnd Rad ins Auslaml
Aufi Streck
lich die Regeln und Tarife des )ewenlngen Landes. Im Nightjet mit seinen raren Radplätzen
dürfen Räder auf manchen (sic!) Strecken ins
Zam E

zu tun hat?. Ig
rad offensichtlich ein Fahrrad ist, kann es tricky sein, dieses auf Reisen mitzunehmen. In
einer unauffälligen Kiste (also Koffer oder Tasche) snehl die Sache andus aus: Solange

den, ist das ganz normales Gepäck. Und das
darf man in Zug, Bus oder Flugzeug mitnehmen. Ergo: Problem gelöst.

Taschentransport am Rad

Beinahe. Denn wie transportiert man eine
Tasche oder einen Koffer, in den auch ein Rad
passt, unterwegs dann am Rad? Etwa wenn
man Bike-Packing betreibt — jene Form des
Radreisens, die längst im Mainstream angekommen ist, Destinationen in Österreich und
ganz Europa werben mit Routen jedweder
Längen- und Schwierigkeitsstufe. Moderne
Ausrüstung und Tipps für minimalistische

Set-ups gibt es zuhauf. Was aber meist fehlt:
Antworten auf die Frage, wie man das
den Start bekommt. Oder wieder heim. Bike-
Packing andersrum also: Um mit dem Rad zu
reisen, muss zunächst oft das Rad reisen.

Fairerweise: Ja, das geht. Nur wirklich
leicht wird es dem Radvolk nicht gemacht.
den Drahmesel mnzunehmen Das Regelweı

verl.
und oft rruhe. fixe Buchungen. Das lässt wenig Platz für Spontaneität,

Am einfachsten ist, eh klar, Fliegen: Man
meldet das Rad als „Sportgepäck“ an, zahlt
und checkt das edie Teil im teuren Spezialkoffer ein. Dann hofft man, dass der sein Geld
wert ist und der Behandlung am Airport
standhält.

Was viele vergessen: Der Superkoffer muss
zuerst zum Flughafen kommen — und von
dort wieder weg. Und dann gelagert werden.

trommeln
siv. Grundsätzlich zu Recht, doch die Tücken
lauern im Detail. Bei Femzugen ist es unerlässlich, möglichst früh zu reservieren. Je kleiner
die Gruppe, desto besser. Denn fünf, manchmal sieben Radplätze pro Railjet-Garnitur smd
nicht viel. Bei der ÖBB kosten Bike-Reservierungen drei Euro online, 3,50 Euro am Schalter. Bei der Westbahn bis zu vm Slunden vor
Abfahrt zwischen 4,90 Eı . Wer
oOhne Reservierung einen der zwolf Radplätze
pro Zug erwischt, zahlt 5,10 Euro drauf.
Wichtig ist das Kleingedruckte: Tandems,
Anhänger-, Liege- oder Lastenräder scheitern
meist an den maximal zulässigen Größen.

wird Radreisen
in Regionalzügen: Dort muss man Radtickets
(ab zwei Euro) vor Fahrtantritt bezahlen, dafür, dass dann im Zug in den Radabstellzonen
Platz ist, gibt es aber keine Garantie. Erst recht
auf beliebten Strecken im Sommer wird das
oft zum Problem. Wann „voll“ dann „zu voll“
ist, entscheidet in letzter Instanz der Zugchef,
Ach ja! Bei Schienenersatzverkehr gilt natürlich auch: No bikes.

Dabei können Fahrräder Bus fahren. Flixbus etwa hat Radplätze
im Heck und Spezialhüllen für
den Laderaum. Das kostet
18 Euro pro Rad. Aber der Ser-

d

Wenn eine kleine Gruppe mit dem Zug auf dem Weg zu In Velo Veritas ist, bleibt kaum
mehr Platz, um noch weitere Räder unterzubringen, sollte wer zusteigen wollen.

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in Fahrplänen und Beförderung:
zwingen zu langfristiger Vorausbuchung =
und starren Reiseplänen.

Tom Rottenberg

Die Auswahl an Packtaschen für Räder ist
inzwischen groß. Die Schweizer Bahn
bietet sie an, oder wie im Bild B&W,
Foto: B8W

vice wird nicht auf allen Routen angeboten —
und bei fünf Bikes ist Schluss. Außerdem: keine E-Bikes, Tandems, Drei- oder Lastenräder.
Falträder‚ d1e man im Zug (in Speznaltaschen)

kann, kommen als Sı
gepäck (18 Euro) in den Laderaum.

Auch regional kann man in Österreich
mancherorts das Rad im Bus transportieren.
Doch nicht nur das Wo, auch das Wann sollte man sehr präzise abfragen. Mancherorts —
etwa auf einigen Niederflur-Postbus-Strecken oder in den Innsbrucker Stadt-Öffis —
darf das Rad zu bestimmten Zeiten sogar in
den Passagierraum — der Fahrer oder die Fahrerin entscheidet,

Das Rad im Bus

Ganz unterschiedlich sind die Regeln zu
„Rad im Laderaum“: Bei manchen Busbetreibern ist es ein No-Go, manchmal „auf eigene
Gefahr“ erlaubt und auf enmgen Postbus-Linien

sogar so drei Werktage
vurher anzumelden. Kurzfristig stehen
lie Chancen oft schlecht: Eine Mitnahmegaranhe gibt es nicht.
Genau die gibt es aber eben für
normales Gepäck. Derlei muss
weder angemeldet noch extra
bezahlt werden. Fast jedes Rad
Jässt sich mit ein paar Handgriffen auf „gängiges Gepäck—
maß” reduzieren. Taschen, die ein
ganzes Bike schlucken, gibt es online
ab 35 Euro. ‚en werden hierzulande diskret genutzt: Kurt Stefan, Betreiber der Wiener Veletage, etwa erzählt von
einem Kunden, der so ein Ding am Rennrad
in der Trikottasche mitführt: „Er radelt, solange es Spaß macht. Dann packt er ein und
fährt mit Zug oder Bus heim.“ Stefan selbst
führt solche „Packs“ nicht. Noch nicht.

Dass es Bahn- und Busunternehmer freu-

en wird, wenn in den ohnehin kmpp bemes

ligen Taschen „versteckte“ Fahrräder m1lf3hren, darf bezweifelt werden. Sie sind schließlich keine naiven Romanfiguren: Als Antoine
de Saint-Exuperys Ich-Erzähler dem Kleinen
Prinzen eine einfache Kiste zeichnete und erklärte, das Schaf befinde sich in ihr, strahlte
der Kleine Prinz nämlich überglücklich: „Es
ist ganz so, wie ich es wollte!“