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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_1_Presse_OCR
- S.5
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Ein Schatten auf der Flucht“, Seite 12
Ein Schatten
auf der Flucht
„Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist das „Innsbruck liest“-(Hör-)Buch
2023. Ab heute wird die Lebensgeschichte von Elyas Jamalzadeh gratis verteilt.
Von Barbara Unterthumer
Innsbruck — Für Elyas Jamalzadeh ist jeder und jede auf
der Flucht — auf ihre oder seine jeweils ganz eigene Weise.
Das Neugeborene flüchtet aus
der Mutter, der Schüler vor der
Prüfung, der Erwachsene vor
der Verantwortung. Und der
Österreicher vor dem Rundfunk-Inquisitor. Jamalzadehs
Ich aber flüchtet ganz grundsätzlich. Es wurde als Flüchtling geboren. „Born to flee.“
In Teheran wuchs er als Staatenloser auf. In Linz ist er heute daheim. Was dazwischen
passierte, das ist die wahre
Geschichte von Jamalzadeh
selbst, die er für „Freitag ist ein
guter Tag zum Flüchten“ niederschrieb. Mal salopp, mal
todernst, oft auf einen Hashtag verknappt. Interessierte
können Jamalzadehs Fluchtgeschichte von 2022 ab heute in Innsbruck ganz einfach
nachlesen, „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist das
heurige Buch der Leseaktion
„Innsbruck liest“.
Seit 2004 wählt eine Jury
dafür alljährlich ein literarisches Werk, von dem insgesamt 10.000 Exemplare an
unterschiedlichen Stellen in
Innsbruck gratis ausgegeben werden. Zusätzlich ist
„Freitag ist ein guter Tag zum
Flüchten“ auch heuer als kostenloses Hörbuch erhältlich.
Ab 14. Juni startet das Begleitprogramm mit Lesungen
und Gesprächen rund um das
„Innsbruck liest“-Buch. Die
Themen Flucht und Herkunft
sind dabei heuer ganz zentral
(siehe Box rechts).
Das mit der Identität ist so
eine Sache - das wird in Jamalzadehs autobiografischer
Erzählung sofort klar. Auf rund
250 Seiten wird er vom „Schat-
Elyas Jamalzadeh hat sein Aufwachsen im Iran und die Flucht übers Mittelmeer nach Österreich in das 2022 erschienene Buch gefasst. £ow: Rumpel
ten“, dem staatenlosen Flüchtenden,
zum Kind, das nicht
verstehen kann, wieso es nicht in die
Schule gehen darf
— und schlussendlich zum Teenager
auf der Flucht übers
Mittelmeer, der in
seiner Verzweiflung
verstehst, woher ich
komme“, heißt es an
einer Stelle des Buches. „Das mit der
Herkunft halt.“
„Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist auch deshalb
ein so einnehmender Lesestoff, weil
Jamalzadeh seine
seine Existenz in die
Hände von obskuren Schleppern legt — in bar. Das eigene
Schicksal gibt es kostenlos dazu. Mitleid dafür will er keines:
„Ich erzähle das nur, damit du
Geschichte scheinbar nebenher abspielt, konsequent in gesprochener Sprache, die am Ende doch nicht
ohne Schriftbild auskommt.
Lyrische Einschübe wechseln
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Ab heute wird verteilt. Foto: 1KM/Steinacker
Verteilstellen. 10.000 Exemplare
von „Freitag ist ein guter Tag zum
Flüchten“ werden ab heute verteilt,
u.a. im Foyer der TT oder in der
Stadtbibliothek und sämtlichen
Innsbrucker Buchhandlungen.
Erstmals werden in den nächsten
Tagen Exemplare auch in Hallenbzw. Freibäderm der Stadt und der
Kulturtram (IVB-Linie 2) verteilt.
Auftakt. Elyas Jamalzadeh und
Andreas Hepp lesen aus ihrem
Roman (14. Juni, 19 Uhr, Stadtbibliothek), Hörbuchpräsentation im
Audioversum (15. Juni, 18 Uhr).
Podiumsdiskussion. Zum Thema
„Fluchtgeschichten“ (16. Juni,
12.30 Uhr, Stadtbibliothek), anschließend: Ausklang im Waltherpark (ab 16 Uhr).
Hörbuch. In Zusammenarbeit mit
dem Audioversum Innsbruck.
sich mit Hashtags ab, Dialoge und Aufzählungen mit einem alles oder nichts sagenden „Haha“. Dass da nicht
alle Analogien und Metaphern
gleichsam aufgehen, lässt sich
angesichts der Schwere der Ereignisse verschmerzen.
„Freitag ist ein guter Tag
zum Flüchten“, in dem der
Titel (tragisches) Motto ist, ist
Jamalzadehs erste Erzählung,
die gemeinsam mit dem Linzer Andreas Hepp zum Buch
(bei Zsolnay) wurde. Hepp ist
in der „Innsbruck liest“-Ausgabe als Mitautor aufgeführt.