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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_05_8_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Stinkefinger und andere Ärgernisse im Fahrgastraum“, Seite 16
8.5.2023
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Auf den Linien im Großraum Innsbruck setzen IVB und Innbus Regjonalverkehr täglich rund 250 Lenker und Lenkerinnen ein.
_ Stinkefinger und andere
Argernisse im Fahrgastraum
Bei den IVB geht täglich eine Handvoll Beschwerden ein. Wie das Unternehmen
damit umgeht und wann es nötig sein kann, sich von einem Fahrer zu trennen.
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck —- „Heute wohl ein
Ruckelfahrtag?“ Mit diesen
Worten sprach ein Fahrgast
einen Busfahrer der Linie 502
auf der Strecke Innsbruck-
Eichat auf die ruckartige Fahrweise an. Wie dessen Reaktion
ausfallen würde, das konnte er
aber nicht ahnen: Der Chauffeur grinste und zeigte dem
entsetzten Passagier den Stinkefinger. Davor hatten schon
mehrere andere im Fahrgastraum lautstark ihrem Ärger über den unruhigen Fahrstil Luft gemacht.
Bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben (IVB) gehen
täglich vier bis sechs Reklamationen ein. Der Fahrstil
und das Verhalten des Fahrers wie in diesem Fall zählen
zu den häufigsten Gründen,
wie IVB-Direktor Martin Baltes berichtet. Für Ärger sorgt
auch, wenn Haltestellen nicht
angefahren werden, die Linienführung generell oder wenn
Busse oder Tram nicht pünktlich sind. Man legt Wert darauf, diese Beschwerden ernst
zu nehmen und entsprechend
darauf zu reagieren: Fahrgäste können Probleme über
das Kontaktformular auf der
‚ Menschen machen Fehler, das
entschuldigt aber nicht
das unangemessene
Verhalten des Fahrers.“
Martin Baltes
(IVB-Direktor)
IVB-Website, telefonisch oder
auch persönlich im Kundencenter melden. Je nach Vorfall
werden Fahrzeiten entsprechend angepasst. Zur Wiedergutmachung ist es auch
vorgesehen, dass betroffene
Fahrgäste Gutscheine oder
Tickets oder auch Taxikosten
ersetzt bekommen.
Vom TT-Ombudsteam mit
der Beschwerde über das ungebührliche Verhalten des
Chauffeurs der Linie 502
konfrontiert, verweisen die
IVB weiters auf regelmäßig
durchgeführte Schulungen,
bei denen dem Fahrpersonal
„eine angenehme Fahrweise
und eine entsprechende Kundenorientierung vermittelt“
werden. „Damit möchten wir
‚ruckeligen‘ Fahrten entgegenwirken“, sagt Baltes. „Unsere Lenker und Lenkerinnen beherrschen in der Regel
die Fahrzeuge, auf denen sie
eingesetzt werden, sehr gut.
‚ Es braucht mehr
Rücksichtnahme
gegenüber Eltern und
Kindern und Menschen
mit Behinderung.“
Fahrgast
(Innsbruck)
Trotzdem machen Menschen
Fehler und sind nicht immer perfekt — dafür bitten wir
auch um Verständnis.“ Das
entschuldige aber natürlich
nicht das völlig unangemessene Verhalten des betreffenden
Fahrers. Das Arbeitsverhältnis mit ihm sei deshalb von
Seiten des betreffenden Subunternehmers der Innbus Regionalverkehr GmbH bereits
beendet worden.
Derselbe Fahrgast, der diesen Vorfall gemeldet hatte,
beobachtete auch, dass eine
Mutter mit ihren zwei kleinen
Kindern samt Kinderwagen
nicht wie geplant aussteigen
konnte, weil der Buslenker
die Tür viel zu schnell wieder
schloss. Auch hier beschwerten sich die Fahrgäste lautstark, einer ging zum Chauffeur und stellte ihn zur Rede.
Trotzdem konnten die Frau
und ihre Kinder erst bei der
nächsten Haltestelle ausstei-
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gen und mussten bei heftigem Gewitter den längeren
Heimweg auf sich nehmen.
Der Beschwerdeführer hätte sich auch eine Entschuldigung bei der Mutter erwartet,
schließlich war die Situation
nicht gerade ungefährlich. Er
fordert generell mehr Rücksichtnahme gegenüber Eltern
und Kindern, älteren Fahrgästen und Menschen mit Behinderung. Dass Türen zu schnell
geschlossen werden, ist ein
häufiger Kritikpunkt, die Lenker wiederum müssen den
Fahrplan einhalten, um wiederum Beschwerden wegen
Verspätungen zu vermeiden.
„Wir bedauern Vorfälle sehr,
arbeiten sie intern umfassend
auf und behalten uns auch
dienstrechtliche Konsequenzen vor“, heißt es von Seiten des IVB-Kundendienstes.
„Wir werden unsere erste Priorität aber immer auf Verbesserungen gemeinsam mit den
von uns beschäftigten Menschen setzen.“ Fahrgästen mit
Kinderwagen wird empfohlen, immer die blaue Haltestellentaste zu drücken, damit
die Türen länger geöffnet bleiben und mehr Zeit zum Einund Aussteigen zur Verfügung
steht.