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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Aus Knuth und Müller wird so leicht keine Familie Knüller‘“, Seite 20

Aus Knuth und Müller wird so
leicht keine Familie Knüller

Hochzeiten haben Hochsaison, so
viele Menschen wie vor Corona
sagen „Ja“. Das Verschmelzen der
Nachnamen ist bei uns nur durch
einen Umweg möglich und teuer.

9.4.2023

Von Alexandra Plank

Innsbruck — „Der eigene
Name ist eine sehr persönliche Sache“, weiß
Markus Tilly, Innsbrucks
oberster Standesbeamter. Er freut sich, dass die
Blütezeit der Eheschließungen zurück ist. „Wir
erreichen heuer mit 550
bis 600 Hochzeiten pro
Jahr in Innsbruck wieder
das Niveau vor Corona.“

‚ ‚ Die Namensfrage ist sehr
emotional. Es ist
vorgekommen, dass
sich Paare darüber
zerstritten haben.“

Markus Tilly (Referatsleiter
Standesamt Ibk.) Foto: Damann

Mit einem Schmunzeln
verfolge er die aktuelle
Diskussion in Deutschland. Die Grünen schlagen vor, man könne zur
Bildung eines neuen Familiennamens Teile der
bisherigen Nachnamen
des Paares verschmelzen.
In Großbritannien wird
das so genannte „Meshing“ schon praktiziert.
Ins Deutsche umgelegt
könne etwa aus Knuth
und Müller Familie Knüller werden.

„Das ist in Österreich
derzeit auch nicht möglich“, so Tilly. Er verhehlt
nicht, dass das keine Lücke sei. Statistiken über
die Tendenzen der Tiroler
bei der Wahl des Nachnamens gebe es nicht. Aus
Erfahrung wisse er, dass
die Zahl der Paare, bei denen jeder seinen Nachnamen behält, wächst.

„2013 wurde das Namensrecht verbessert. Bis
dahin musste die Frau,
wenn sie es nicht anders
gefordert hat, den Namen
des Mannes annehmen.“
Diese patriarchale Tradition wurde geändert: Gibt
es keine Spezialwünsche,
behält seither jeder Partner den ursprünglichen
Namen. Diese Regelung
gilt auch, wenn keine Einigung vor der Hochzeit
erfolgt. Eine einmalige,
kostenlose Änderung
nach der Heirat ist möglich. „Diese Regelung ist
schlau, die Namensfrage

Welche Paarnamen sind möglich? Es gibt viele Varianten, nicht alle sind direkt umsetzbar. Foto: istock

ist sehr emotional. Es ist
vorgekommen, dass sich
Paare vor der Hochzeit
darüber so zerstritten haben, dass alles abgesagt
wurde“, so Tilly.

Laut Anwalt Helmut
Graupner können sich
Knuth und Müller schon
jetzt den Wunsch erfüllen, Knüller zu heißen. „In
Österreich kann man alle
zehn Jahre seinen Nachnamen ändern, wenn

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man das beim Bezirksgericht beantragt.“

Die Kosten für eine Namenswunschänderung
belaufen sich laut Maximilian Brandhuber, Pressestelle des Landes, auf
559,90 Euro. Der Antrag
kann abgelehnt werden,
unter anderem, wenn der
beantragte Familienname
anstößig ist oder zur Verwechslung mit einer anderen Person führen wür-

de. Insgesamt wurden
2022 bei den acht Bezirkshauptmannschaften in
Tirol rund 65 Wunschänderungen durchgeführt.

Zivilrechtler Simon
Laimer von der Universität Innsbruck sagt, man
könne die Sinnhaftigkeit
einer Nachnamensverschmelzung durchaus
diskutieren. In Österreich
sei sie theoretisch anhand
der Regelungen des Namensänderungsgesetzes
(NÄG) möglich.

Auch das Behalten des
jeweiligen Namens birgt
Fallen: „Trägt ein Elternteil einen anderen Namen als seine Kinder,
könnte er zunächst auf
Probleme stoßen, etwa
beim Arztbesuch. Dies
gilt nicht nur in romanischen Rechtsordnungen
wie Italien, wo das seit
jeher üblich ist, sondern
auch für den österreichischen Vater, dessen Kinder den Namen der Mutter tragen.“