Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_04_29_Presse_OCR
- S.12
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Kronenzeitung
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„Ein Kindergarten namens Innsbrucker Gemeinderat“, Seite 23
Klubvizechefin Janine
Bex (Grüne)
mit Sohn. Er
darf dabei
sein, wenn
seine Mama
Politik
macht.
Ein Kindergarten namens
Innsbrucker Gemeinderat
Während sich Bex durch positive Rückmeldungen bestärkt fühlt,
poltert Depaoli munter weiter. Kasperltheater pur in Innsbruck!
er Fall um GR Janine
Bex (Grüne), die mit
Kind im Arm ein alkoholfreies Bier im Gemeinderat trank, schlägt
weiter hohe Wellen. Der
Kindergarten entblößte
sich einmal mehr — das Baby konnte allerdings nichts
dafür. Dass einige Gemeinderäte einer (dreifachen)
Mutter schreiend erklären
wollten, wie sie sich zu verhalten habe, war dabei nur
eine Peinlichkeit am Rande. Peinlich auch dahingehend, dass sich nun Stadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ)
und GR und der SPÖ-Innsbruck-Chef Benjamin Plach
von ihren Genossen distanzieren mMmussten. Dieses
Verhalten entspreche nicht
dem Verständnis der Innsbrucker Sozialdemokratie.
Der Riss durch die Innsbrucker SPO wurde erneut
tiefer. Die hervorgerufene
Fremdscham hintangestellt, ging und geht es auch
um die Frage, ob ein Baby —
ob mit oder ohne alkoholfreiem Bier —- überhaupt im
Gemeinderat _ erwünscht
sei. Gestört hat es, wie berichtet, nicht. Stichwort
Würde im Gemeinderat:
Da könnte man ganz andere Störfaktoren anführen.
{gl
Tiroler_l’o_litik
Inoffiziell
Denn wie konnte es passieren, dass sich das Niveau im
Gemeinderat schon länger
lautstarker Polemik gebeugt
hat? Wenn wir über Würde
im Gemeinderat sprechen,
darüber, wie sich Volksvertreter zu verhalten haben,
kann man sich zu Recht fragen, ob diese noch gegeben
ist. Einige machten vor allem den Gemeinderat mit
den mehr als ein Dutzend
Autos von GR Gerald
li (Gerechtes Innsbruck) dafür verantwortlich, dass das
Niveau derart im Keller ist.
Sind untergriffige Basteleien, entwürdigende Collagen,
ausgeschnittene Köpfe auf
Karton (freilich nur „Satire“) eines Gemeinderats
wirklich würdig? Muss man
wirklich ständig unter die
Gürtellinie zielen? Muss
man bei Sitzungen wirklich
schreien? Störend dazwi-
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schen rufen? „Scharfmachern von Rechts darf
durch solche Diskussionen
keine Bühne gegeben werden“, sagte Plach — und
doch verstand Depaaoli, diese Bühne zu bespielen. Er
wurde, wie berichtet, beim
Jugendamt vorstellig, um
Bex wegen Kindeswohlgefährdung anzuzeigen. Dass
aus der Anzeige wahrscheinlich nichts werden
wird, berichtete Depaoli
selbst. Doch er hatte noch
ein Ass im Armel und wird
einen dementsprechenden
Antrag im Gemeinderat
einbringen. Er schlug Bex
außerdem vor, von Ersatzgemeinderäten Gebrauch
zu machen und mit dem
Kind zu Hause zu bleiben.
Bex denkt aber nicht daran,
mit dem Kind daheim zu
bleiben. Die vielen positiven Rückmeldungen hatten
sie einmal mehr darin bestärkt, dass die Perspektive
von Müttern in der Politik
eine wichtige ist. „Der Weg
zur Akzeptanz von Frauen
und insbesondere Müttern
in der Politik ist wohl noch
ein weiter“, schlussfolgerte
Bex. Der Weg zur Wiederherstellung eines würdevollen Gemeinderats wohl
auch. Nadine Isser