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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_04_11_Presse_OCR
- S.11
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tirol.orf.at
wurde sie dort ermordet. Ein ähnliches Schicksal ereilte Dorothea
Boscowvitz, die zuvor in Telfs gelebt hatte.
Der ehemalige Soldat und Innsbrucker Kaufmann Egon Dubsky war mit
einer „Arierin“ verheiratet. Als Jude genoss er somit ebenfalls einen
geringen Schutz in einer „Mischehe“. Ende Mai 1943 wurde er jedoch
verhaftet. Zuerst landete er im Polizeigefängnis in Innsbruck und dann im
Arbeitserziehungslager Reichenau. Am 2. Juni tötete ihn Gestapo-Chef
Hilliges dort mit einem Schuss in den Kopf.
Innsbruck eine Likörfabrik, bevor er Im Juni 1943 ermordet wurde
Der Mord an Dubsky verdeutlicht laut der Historikerin Sabine Pitscheider,
die sich intensiv mit der Geschichte der NS-Lager in Tirol beschäftigte, die
Willkür des Regimes. Egon Dubsky sei der Gestapo „einfach lästig“
gewesen, meint sie. Hilliges sei schlichtweg genervt gewesen, er habe
einen Abend benützt und ihn erschossen. „Das Schlimme am Gestapo-
Lager Reichenau ist die beiläufige Grausamkeit, dieser unbestrafte
Sadismus, der hier passieren konnte. Man tut es, weil es nicht verboten ist,
also macht man es“, so Pitscheider.
Forschung und Erinnerung zum Lagerkomplex
Gemeinsam mit dem Historiker Horst Schreiber verfasste Pitscheider eine
Studie zu den Toten des Arbeitserziehungslagers Reichenau und zur
Nachnutzung des Lagerkomplexes. Im Jahr 1943 habe laut ihr das Sterben
in der Reichenau so richtig begonnen.
Das hänge damit zusammen, dass die Wachmannschaft wechselte. Statt
der SS-Männer führten Gendarmeriebeamte oder Polizisten den Dienst
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