Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_21_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Woche der Entscheidung für den Bozner Platz“, Seite 21
Woche der Entscheidung
für den Bozner Platz
Grüner Appell für das Siegerprojekt traf gestern auf lautstarke Proteste.
Amt legt Einsparungsvorschläge vor, eine Mehrheit ist weiter fraglich.
Von Michael Domanig
Innsbruck — Drei Tage vor der
entscheidenden Gemeinderatssitzung am Donnerstag
prailten gestern die gegensätzlichen Positionen zur Zukunft des Bozner Matzes vor
Ort ungebremst aufeinander.
Während BM Georg Willi und Stadträtin Uschi
Schwarzl (Grüne) nochmals
leidenschaftlich für die Umsetzung des Siegerprojektes
zur Neugestaltung warben,
durchkreuzte GR Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck)
die Pressekonferenz, indem
er zeitgleich zu einer Demo
aufrief und den Platz mit seinen Plakaten „tapezierte”.
Tenor: „‚Hände weg vom Bozner Platz”, den Depaoli & Co.
wieder in seiner bisherigen
Form sehen wollen.
Detail am Rande: Nach einem Polizeieinsatz erhielt
Depaoli eine Anzeige wegen
einer „nicht angemeldeten
Versammlung”, er bestreitet
dies und will dagegen auch
Rechtsmittel einlegen.
Von alledem unbeeindruckt
wiederholte StR _ Schwarzl
ihre zentralen Argumente:
Das Siegerprojekt von EGKK
Landschaftsarchitektur (von
der Jury unter 58 Einreichungen gekürt) lade dazu ein, sich
am Platz aufzuhalten, statt
diesen nur zu queren, sorge
mit einer baulich umgesetzten Begegnungszone für Verkehrsberuhigung und mache
das Areal „grüner”“: „Der Bozner Platz wird um 40 % mehr
Versickerungsfläche haben als
derzeit.” Die 31 neuen Bäume,
„klimaresistente” Gleditschien, „sind bestellt und warten,
schon bis zu 8 m hoch, in einer Hamburger Baumschule
darauf, möglichst bald nach
Innsbruck zu kommen“.
Und es seien eben die Bäume —- umgeben von einer versickerungsfähigen Schotterdecke und gepflanzt nach
dem „Schwammstadt-Prinzip“ (gibt den Wurzeln mehr
Raum) —, „die Kühle bringen”,
so Willi. Der Rasen — dessen
geplante Entfernung Kritiker
besonders aufbringt — „nützt
nichts, wenn es so heiß ist,
dass sich da niemand aufhalten will”.
Zugleich sei es eine Entscheidung „für die Wirtschaftskraft der Innenstadt”,
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Duell der Bilder und Plakate: Während BM Georg Willl und StR Uschi Schwarzi mit Amtsvoestand Walter Zimmeter
(1.) für das Siegerprojekt warben, erhielt GR Gerald Depaoll bei seiner Demo Besuch von der Pollzel. o Derang
ergänzte Schwarzl — zusammen mit den Neu- und Umbauprojekten „Raiga”, Tiroler
Versicherung und Hotel Europa entstehe eine „ganz neue,
attraktive Durchwegung” vom
Bahnhof ins Zentrum.
Willi hob, vielfach von Zwischenrufern unterbrochen,
erneut hervor, dass „wir den
halben Platz mit Mitteln des
Bundes und Landes gefördert bekommen” — bis zu 4,6
Mio. Euro bei möglichen Gesamtkosten von 9,2 Mio. Euro (inklusive Planungs- und
Wettbewerbskosten sowie 25
Prozent Risikoaufschlag).
Apropos Kostensteigerung:
Auf diesen politischen Knackpunkt ging Walter Zimmeter,
städtischer Amtsvorstand für
Tiefbau, ausführlich ein: Der
vom Gemeinderat eingezogene 5-Mio.-Euro-Deckel für
die reinen Baukosten werde
„nicht ganz zu halten sein” —
wegen der krisenbedingten
Baukostensteigerungen und
weil das „Schwammstadt-
Prinzip” teurer ist als erwartet. Dem Gemeinderat soll
daher eine Erhöhung des Deckels auf 6,76 Mio. Euro vorgeschlagen werden.
So weit, so bekannt. Zugleich legt das Amt aber „alternative Vorschläge zur Kosteneinsparung ohne Eingriffe
in die Gestaltungsqualität”
vor: Mit zweischichtigen Betonsteinen statt Naturstein
könne man bei gleicher Optik
Geld sparen, zudem könnte die Gestaltung der Brixner
Straße im Übergangsbereich
zwischen Bozner Platz und
Meinhardstraße verschoben
werden. Dann blieben laut
Zimmeter Baukosten von ca.
5,5 Mio. Euro, „10 Prozent
über dem Kostendeckel”.
Bei den Reserven geht Zimmeter nicht davon aus, dass
sie schlagend werden, einplanen müsse man sie aber.
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Die Kernfrage, wie für das
Siegerprojekt dach noch eine Gemeinderatsmehrheit
gefunden werden soll, konnten die Grünen gestern nicht
beantworten. Schwarzl will
heute nochmals alle Gemeinderäte zu einer „Infoveranstaltung” mit dem Tiefbauamt
einladen, sie sei bis zuletzt „jederzeit gesprächsbereit”.
Spannend wird es am Mittwoch: Drei Listen, deren
(Stimm-)Verhalten für das
Schicksal der Bozner-Platz-
Pläne entscheidend ist, nämlich Für Innsbruck, ÖVP und
Lebenswertes Innsbruck, laden da zu einer gemeinsamen
Pressekonferenz ein. Und der
Stadtsenat berät über die Beschlussvorlage.
Die FPO fordert indes neuerlich einen Investitionsstopp
für Projekte wie den Bozner
Patz, um einen „totalen Finanzkollaps der Stadt Innsbruck” zu vermeiden.