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Tiroler Tageszeitung

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„Eine Mieterhöhung um 11.000 Euro“, Seite 14

10.3.2023

Eine Mieterhöhung um 11.000 Euro

Die Teuerungswelle setzt die freie Tiroler Kulturszene unter Druck. Massiv gestiegene Fixkosten drohen
sprengen. Finanzielle Hilfe durch die öffentliche Hand lässt aber noch auf sich warten.

Budgets zu
Von Markus Schramek

Innsbruck — Die freie Kulturszene ist selbst in normaleren Zeiten kein Arbeitsfeld,
in dem Milch und Honig
Nießen: Budgets sind knapp,
Förderungen überschaubar.
Doch von Normalität ist
seit drei Jahren keine Rede. Zuerst kam Corona mit
wiederholten Lockdowns
und dem Entfall ganzer
Programme. Kaum ebbte der
pandemische Druck ab, ließen zweistellige Inflation sowie galoppierende Kosten bei
den Mieten und Betriebskosten die Köpfe rauchen. Schon
wieder ist es eng geworden.

‚ Allein die erhöh-

ten Mietkosten
verschlingen alle Mittel,
die wir bisher investieren konnten.“

Chris Koubek
(p.m.k. Innsbruck)

Die Innsbrucker p.m.k,
ein Veranstaltungs(h)ort der
freien Szene in den Viaduktbögen, ist mit einer satten
Mieterhöhung konfrontiert.
„Wir müssen unserem privaten Vermieter aufgrund der
vereinbarten Indexanpassung nun 11.000 Euro mehr
Miete pro Jahr überweisen”,
berichtet der geschäftsführende p.m.k-Obmann Chris
Koubek. Eine ähnliche finanzielle Keule befürchtet er
bei den Energiekosten. „Die
könnten sich von 10.000 auf
20.000 Euro im Jahr verdoppeln”, schwant Koubek Obles. Im April, nach Erhalt der
neuen Vorschreibung, habe
man Gewissheit darüber.

Das Budget der p.m.k., die
als Verein organisiert ist, sei
schon jetzt völlig ausgereizt.
Koubek: „Allein die erhöhten
Mietkosten verschlingen alle
Mittel, die wir bisher in Tech-

nik oder verbesserte Ausstattung investieren konnten.”
Auch im Kulturlabor Stromboli in Hall ist die pekuniäre
Lage angespannt. Geschäftsführerin Julia Mumelter erwartet heuer Mehrkosten
„von mindestens 15.000 Euro“, als Resultat nach oben
geschnellter Betriebskosten,
„Wirwollen aber noch nicht
beim Programm sparen“, betont Mumelter. Preisanpassungen seien am ehesten
im Bereich der Gastronomie
denkbar. „Wir gehen sicher
ein größeres Risiko ein als
früher”, blickt Mumelter mit
gemischten Gefühlen voraus.
Bei der nächsten Station
des TT-Rundrufs, wieder am
Kulturschauplatz Innsbruck,
ersucht Treibhaus-Chef Norbert Pleifer vorab um Verzeihung: Angesichts mangelnder Unterstützung seitens
der (politisch) zuständigen
Stellen „kann man nur zum
Zyniker werden”. Und salbungsvoll im Ton fährt Pleifer
fort: „Der Herr hat’s gegeben,
der Herr hat"s genommen.
Gepriesen sei der Name des
Herrn Bürgermeisters.”
Peifer bezieht sich mit seinen frommen Worten auf
die jüngste Förderzusage
der Stadt Innsbruck. Diese
hat die Jahressubvention für
das Treibhaus um 2500 auf
105.000 Euro erhöht. Gleichzeitig hob aber die Stadttochter IIG die Treibhaus-Miete
an — um fast 800 Euro im
Monat (auf jetzt 6026 Euro).
Pleifer: „Von der städtischen
Förderung bleiben uns somit
knapp 33.000 Euro, der Rest
geht zurück an die Stadt.”
Sehr seltsam findet Pleifer auch die von den IKB
verrechneten Stromkosten,
die Bocksprünge vollziehen:
Rund 1500 Euro berappte das
Treibhaus im Februar 2020,
2000 Euro im Oktober 2021,
mehr als 9000 (") Euro dann

Die Veranstaltungsiokale (im Bild das Treibhaus) füllen sich nach Corona wieder. Jetzt setzt die Teuerungswelle der Kulturszene zu. Fow: Mara

ab Oktober 2022. Im Februar
2023, nach einer Nachfrage
bei den IKB, waren es 3500.

Wie könnte die Teuerungswelle aufgefangen werden?
Die Ticketpreise sind bei
Konzerten im Treibhaus moderat: 20 Euro im Vorverkauf,
25 Euro regulär. „Andernorts
werden für populäre Acts
wie Herbert Pixner 45 bis 50
Euro verlangt“, ist sich Pleifer
bewusst. Die Preisschraube
beim Eintritt will er aber nicht
nach oben drehen: „Die Konzerte sollen leistbar bleiben.”
Teurere Tickets würden auch
die Zusammensetzung des
Publikums verändern.

Und dieses ist im Treibhaus
bekanntermaßen besonders
treu und spendabel. Wie
schon während der Pandemie
wird das Veranstaltungshaus

in der Angerzeilgasse auch
jetzt durch viele freiwillige
Spender unterstützt. Pleifers
Zwischenbefund daher: „Wir
werden uns wieder irgendwie
durchwursteln müssen.“

‚ ‚ Der Herr hat"’s
gegeben, der Herr
hat"s genommen. Gepriesen sei der Name des
Herrn Bürgermeisters.“

Norbert Pfetfer (Treibhaus) zur
Suby der Stadt

Ein paar Gehminuten weiter, im Kellertheater am
Adolf-Pichler-Platz, ist der
Mietdruck „gottlob nicht so
groß”, zeigt sich Theaterleiter
Manfred Schild erleichtert.
Die Eigentümer der angemieteten Räumlichkeiten sei-

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en sehr entgegenkommend.
Doch auch die überschaubar
kleine Schauspielstätte im
Souterrain spürt die Teuerung
— sogar in Positionen, die man
für eher unverdächtig halten
würde. „Bühnenbilder kosten aufgrund der gestiegenen
Rohstoffpreise, besonders
stark beim Holz, nun doppelt
so viel”, rechnet Schild vor.

Bewusst setzte das Kellertheater ein Zeichen gegen die
Zeichen der Zeit. „Wir haben
die Gagen erhöht, weil sich
ja auch für die Schauspieler-
Innen die gesamten Lebenshaltungskosten verteuert haben*, sagt Schild. Von den
Gagen soll man während der
Zeit eines Engagements „vernünftig leben können“.

Der Kostendruck in der
Kulturszene ist den Regie-

rungen in Bund und Land
natürlich bekannt. An der
Abstimmung zwischen Wien
und Innsbruck hapert es
aber. Die Länder wünschen
sich ein bundesweit einheitliches Vorgehen. So könnte der
Bund der Kultur einen Energiekostenzuschuss gewähren.
Die Tiroler Landesregierung hat 3,5 Millionen Euro
beschlossen — als zusätzlichen Förderbeitrag zur Abfederung der Teuerungswelle.
Ob dieser Beschluss mehr
ist als ein Tropfen auf den heißen Stein, ist die Frage, denn
der Andrang auf die 3,5 Fördermillionen dürfte groß sein.
Förderwürdig sind Subventionsempfänger quer durch
die Bereiche Soziales, Kultur,
Bildung, Generationen und
Sport. Ziemlich viele also.