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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„‚Mir fehlt die Empörung im Land“‘“ (Nachtrag, TT 7.2.2023), Seite 25

„Mir fehlt die
Empörung
im Land“

Innsbruck — Wird in Spanien eine Frau wegen ihres Geschlechts ermordet, sei das
halbe Land auf der Straße und
demonstriere, sagt Yvonne
Widler. Wenn das hierzulande
passiere, „ist es verdächtig ruhig“. Die Journalistin versucht
in ihrem neuen Buch „Heimat
bist du toter Töchter“ dem
Phänomen Femizid auf den
Grund zu gehen — am 9. Februar wird sie in der Innsbrucker Stadtbibliothek daraus
lesen, gestern stellte sie es bei
„Tirol Live“ vor. „Österreich
hat ein Problem mit Männergewalt“, meint Widler. Und
kritisiert im Gespräch mit 7T-
Redakteurin Verena Langegger den Umgang damit.
Während der vergangenen
zehn Jahre gab es 458 Mordversuche an Frauen, im Vorjahr laut den autonomen österreichischen Frauenhäusern
allein bis Ende November 28
Femizide. „90 Prozent der Taten sind Trennungstötungen“,
sagt Widler. „Die Frauen wollten ein anderes Leben führen,
ihre Männer konnten diese
Entscheidung nicht ertragen
und haben sie dann umgebracht.“ Das liege auch daran,
dass Beziehungen oft nicht auf
Augenhöhe geführt, männliche Partner ihre Partnerin als
Besitz wahrnehmen würden.
„Damit gleichen sie Unzulänglichkeiten in ihrer eigenen Persönlichkeit aus.“ Für die Journalistin, die sich in ihrem Buch
anhand von Fallbeispielen
der Thematik annähert, ist es
deshalb wichtig, an toxischen
Männlichkeitsbildern zu arbeiten und mehr Ressourcen
in die Prävention zu stecken.
Dass das nicht längst schon

passiert, habe auch mit einer
gewissen Wegschau-Mentalität in Österreich zu tun,
meint Widler und nennt als
Beispiel eine Serie von Femiziden im Vorjahr. „Da war nur
Stille, gab’s kein Statement,
etwa von der Frauenministerin. Mir fehlt in unserem Land
prinzipiell die Empörung, was
Männergewalt angeht. Und
auch bei den Maßnahmen
könnten wir schneller vorangehen.“ (bfk)

Journalistin Yvonne Widler hat ein
Buch über Femizide und Männergewalt geschrieben.

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TirolerwTageszeitung

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Foto: Axei Sprnger

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