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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

TirolersTageszeitung

„Verkehrskonzept durch viele Einzelinteressen zerstört“, (Leserbrief)

Seite 15
16.2.2023

Verkehrskonzept durch viele
Finzelinteressen zerstört

Thema: Debatte über Tempo 30
und Leitartikel „Verkehrskonzepte und die Steinzeit“, 20. 1.

er Verkehr in Innsbruck

basiert im Wesentlichen
auf dem Verkehrskonzept aus
den 90er-Jahren. Es war eine
umfangreiche Planung für alle
Verkehrsteilnehmer im optimalen Zusammenspiel. Leider
wurde dieses Gesamtkonzept
nie als homogene Einheit realisiert und durch das Umsetzen
vieler Partikularinteressen zerstört. Dieses ständige einseitige Eingreifen in ein Konzept,
bei dem jede Maßnahme mehr
oder weniger ineinanderspielt,
verursacht ein massives Ungleichgewicht hinsichtlich
Verkehrsverteilung, Lebensqualität und Sicherheit in einer
Stadt, die zusätzlich auch den
Individual- und Öffi-Verkehr

aus Rand- und Umlandgemeinden bewältigen muss.

Mittlerweile wird laufend
dort weiter beruhigt, wo der
Verkehr ohnehin reduziert ist,
um anderswo noch mehr Verkehr hinzuleiten. Alles ungeachtet der Nutzung, ob es sich
um reine Wohngebiete handelt, es dort Bildungseinrichtungen gibt, Öffi-Hauptachsen
und Radstreifen vorhanden
sind usw. Argumente zur Verkehrsberuhigung, die in einer
Straße gelten, werden anderswo ignoriert oder wegdebattiert, sind angeblich fachlich
nicht haltbar und erscheinen
sogar „kurios“.

Vielleicht sollten die Verantwortlichen alle 30er- und auch
40er-Zonen, baulichen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, Öffi-Linienführungen,
Abbiegeverbote, Einbahnen

und sonstigen Maßnahmen
zur Verkehrsberuhigung hinterfragen und Vor- und Nachteile gegenüberstellen. Wo es
noch möglich ist, sollten offene „Punkte“ aus dem Verkehrskonzept umgesetzt und
alles neu verteilt werden.
Genauso einseitig erfolgt
die Diskussion gegenüber den
Radfahrenden, aktuell in der
Museumstraße — wer hat diese Öffi-Achse so umgesetzt
und den Radweg in dieser
Form angelegt? Sicher nicht
Vertreter, die sich für Radfahrer einsetzen! Dieses ständige Hickhack auf dem Rücken
der Radfahrer, sie würden sich
nicht an Verkehrsregeln halten und sich rücksichtslos verhalten, ist unverständlich. Ja,
das mag teils stimmen, aber
wird je das Verhalten der Autofahrer kritisch hinterfragt?

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Wer sich für kurze Zeit an eine
Kreuzung stellt, wird etliche
Verkehrsvergehen beobachten
können, wie das Fahren bei
Gelb oder Rot, vielleicht noch
viel zu schnell, ohne Blinker,
Umkehren und Abbiegen bei
Sperrlinien, Hupen ohne Gefahr, zu hohe Geschwindigkeit vor Schutzwegen, Telefonieren ohne Freisprechanlage
und vieles mehr.

Die politisch Verantwortlichen sollten an einer Politik
für ein angenehmes Stadtleben und gegenseitiges Verständnis im Straßenverkehr
arbeiten und sich nicht vorwiegend für Partikularinteressen einsetzen, denn dazu
braucht es keine teuren Fachkonzepte und so genannte Beteiligungsprozesse.

Lilian Schadler, 6020 Innsbruck