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Jahr: 2023

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Kurier

„Wenn die öffentliche Hand baut, wird es teuer“, Seite 16

Wenn die öffentliche Hand baut, wird es teuer

Großprojekte. Baut die öffentliche Hand, werden Kostenpläne meist nicht eingehalten. Das zeigen aktuell drei
Projekte in drei Landeshauptstädten. Für WIFO-Ökonom Michael Klien sind solche Entwicklungen kein Zufall

VONC. WILLIM, T. STURM
UND S. SALZMANN

Drei Projekte. Drei Städte.
Drei Mal dasselbe Problem.
Noch bevor die Bagger in
Innsbruck, Linz und Salzburg
für geplante Großprojekte
der öffentlichen Hand auffahren, galoppieren die Kosten
den ursprünglichen Preiskalkulationen davon.

Für WIFO-Okonom Michael Klien, der sich unter anderem intensiv mit der Baukonjunktur beschäftigt, haben
solche Entwicklungen durchaus System: „Überschreitungen der Kosten und der Dauer
bei Großprojekten ist ein
strukturelles Problem der öffentlichen Hand. Das ist überall in Österreich — aber auch in
anderen Ländern-— der Fall.“

Laut einer Langfriststudie
in Deutschland werden Kosten für Bauvorhaben der öffentlichen Hand im Schnitt
um 70 Prozent überschritten.
„Grundsätzlich ist es so, dass
im Budgeterstellungsprozess
Großprojekte oft mit realistischen, aber tendenziell zu
kleinen Summen aufgenom-

„Bei der Budgeterstellung
werden Großprojekte oft
mit realistischen, aber
tendenziell zu kleinen
Summen aufgenommen“

Michael Klien
WIFO-Ökonom

men werden“, erklärt Klien.
„Für Leute, die in der Materie
drinnen sind, ist meist klar,
dass das nicht um diesen
Preis umsetzbar ist.“ Im Vergabeprozess, der die günstigsten Anbieter bevorzugt,
sieht der Forscher einen weiteren Pferdefuß. „Es werden
von Firmen oft Angebote abgegeben, wo diese wissen,
dass sich das nicht ausgeht,
und jeder weiß: Da wird
nachverhandelt.“

Kostendeckel gesprengt

In Innsbruck geht es nun
schon rund, bevor die Ausschreibung für ein seit Jahren
diskutiertes Vorhaben überhaupt erfolgt ist. Denn am
Montag wurde der Gemeinderat von Verkehrsstadträtin
Uschi Schwarzl und Bürgermeister Georg Willi (Grüne)
informiert, welche Kosten für
die Umgestaltung des Bozner
Platzes zu einer Begegnungszone zu erwarten sind.

Im Herbst 2021 hatte der
Gemeinderat die Neugestaltung gemäß eines Projekts,

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Der Innsbrucker Gemeinderat hat die Baukosten für den Bozner Platz mit fünf

Werden Stadt und Land Salzburg so

viel Geld in die Hand nehmen? So soll die unterirdische Haltestelle Mirabellplatz aussehen

Seite 8 von 13

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Millionen Euro gedeckelt. Das reicht bei Weitem nicht

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auch für die Finanzen der
Stadt verantwortlich ist,
spricht sich ebenfalls für das
Siegerprojekt aus. „Das ist es
einfach wert“, sagt er und
hegt zu dem die Hoffnung,
dass noch weitere Bundesmittel lukriert werden können:
„Die Chance lebt.“

Grüne Oase für Linz

Das Projekt für die Neugestaltung des Urfahraner Jahrmarkt-Geländes in Linz startete im Jahr 2017 mit großen
Ideen. Für die grüne Wohlfühloase mit Markt, Grünflächen, Donau-Seitenarm mit
Badebucht, Platz für Feste
und Konzerte und vieles
mehr wurden ursprünglich
drei Millionen Euro Kosten
angenommen, sagt Dietmar
Prammer — seit eineinhalb
Jahren Planungsstadtrat für
die SPO.

Das zuständige Architektenkollektiv G.U.T. veranschlagte im Vorjahr 7,6 Millionen Euro. Prammer lässt
das Projekt nun vom Tiefbauamt noch einmal prüfen. Hier
gehe man mittlerweile von
neun Millionen Euro aus.

Noch gar nicht einberechnet
seien die Kosten für mögliches verunreinigtes Aushubmaterial. Hinzu kommt, so
Prammer, dass man gar nicht
wisse, wie sehr der Baupreisindex bis zum Baustart noch
steige. Er stehe dem Projekt
grundsätzlich positiv gegenüber. Sobald er Zahlen von
der aktuellen Untersuchung
habe, werden diese dem
Stadtsenat präsentiert. Dann
entscheide man über das Projekt.

Andreas Henter vom Kollektiv G.U.T. bittet, zwischen
Preis und Wert für die Stadt
zu unterscheiden: „Wie viel
ist so eine grüne Oase auf
dem Areal wert? Ich glaube,
dass das unbezahlbar ist.“ Er
könnte sich auch mit einer abgespeckten Form des Projekts
anfreunden. „Wir sind die
Letzten, die sagen, wir machen es nicht. Sonst würden
wir nicht so viele Jahre investieren.“

Bürgerbefragung

In Salzburg löste die erste Kostenaufstellung für das Jahrhundertbahnprojekt S-Link
heftige Diskussionen aus: Bis
zu 2,8 Milliarden Euro soll die
teils unterirdische verlaufende Bahn von Nord nach Süd
durch die Stadt verschlingen.
Erste Schätzungen lagen
2018 noch bei 650 Millionen
Euro. Stadt-Vize Bernhard
Auinger (SPO) fühlt sich in
seiner Skepsis bestätigt. Auch
Lukas Bernitz (Bürgerliste)