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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_01_2_Presse_OCR
- S.4
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Leichtes Blut, erfrischender Mut“, Seite 12
Leichtes Blut,
erfrischender Mut
Anspruchsvoll, dennoch ausgelassen: ein denkwürdig
gutes Neujahrskonzert mit dem TSOI in Innsbruck.
Von Markus Schramek
Innsbruck — „Leichtes Blut“
heißt eine Polka von Johann
Strauß junior. Zu hören beim
Neujahrskonzert des Tiroler
Symphonieorchesters Innsbruck (TSOI) - hier ist von der
Generalprobe am Silvestertag
im Congress die Schreibe —
als erste von drei Zugaben.
Ein Polkatitel wie geschaffen für das diesjährige Programm: Leichtigkeit gepaart
mit hohem Anspruch; Freude, Spielwitz und feine Musikalität im Blut. Kurzum: Die
heurige Auflage des traditionsreichen Orchester-Hochamts um den Jahreswechsel
gelingt ganz hervorragend.
Um das zu konstatieren,
muss man die Leserschaft
nicht bis auf den Schluss des
hier Verfassten vertrösten. Ja,
ja, Innsbrucks Orchester hat
schon was auf dem Kasten.
Mit Richard Wagner wird
ein Unterhaltungsprog!
zu dieser feucht-fröhlichen
Zeit allumfassender Walzerei,
Fluchtversuche zwecklos, selten bis nie eröffnet. Das TSOI
traut sich. Die Ouvertüre der
„Meistersinger von Nürnberg“ lässt musikalisch schon
erste Feuerwerksfunken in
den Saal Tirol Niegen.
Leroy Andersons Zehn-Finger-Hadern „The Typewriter“, bekannt aus Funk und
Fernsehen als hübsche High-
Speed-Lautmalerei, sorgt für
Staunen und breite Grinser.
Schlagwerker Robert Pammer schlagwerkt auf einer,
so gebietet es der Werkstitel,
Schreibmaschine. Ein tapferes Solo vor vollem Haus.
Nach der Pause fällt es einigermaßen schwer, auf den
Sitzen sitzen zu bleiben. Leonard Bernsteins Ouvertüre zum Musical „Wonderful
Town“ beamt die ZuhörerInnen in das Gewusel von New
York City. Bei diesen Rhyıhmen, pfeffrig, bunt, mitreißend, würde manch eine(r)
wohl gerne austesten, wie viel
nach Jahren pandemischer
Ball-Abstinenz tänzerisch
noch übrig ist. Spektakulär!
Der hohe Anspruch der
gebotenen Kost wird nahtlos durchgezogen. Franz von
Suppes Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ gleicht einer
Entdeckungsreise, vielfältig,
abwechslungsreich. Mit Ernst
von Dohnänyis Hochzeitswalzer aus „Der Schleier der
Pierrette“ wird das musikalische Spektrum (auch jenes
des hier Schreibenden) auf
anregende Weise erweitert.
Klaro, dass das TSO! aus
gegebenem Anlass auch ordentlich walzert und straußt,
nicht wienerisch im Klang,
dafür mit edler, persönlicher
Note. So bei Johann Strauß’
(erneut der Herr Sohn) opus
Numero 316 „Künstlerleben“
und, natürlich, bei dessen Paradestück „Donauwalzer“ als
Muss-Zugabe, gefolgt von der
Muss-muss-Zugabe „Radetzkymarsch“ (von Papa Strauß).
Danach kann bekannıtlich
nichts mehr kommen.
Höchste Zeit daher für
lobende namentliche Erwähnungen. Mit US-Amerikanerin Karen Kamensek
dirigiert erstmals eine Frau
das Neujahrskonzert zu Innsbruck (kaum zu glauben, wir
schreiben das Jahr 2023!!),
und zwar so: präsent und zupackend, aber stets als Teamspielerin. Eine prima inter
pares ohne große Attitüden.
Johannes Reitmeier moderiert das Event zum fünften
und letzten Mal. Der Landestheaterchef verlässt Innsbruck nach elf Saisonen im
Sommer. Er wird mit seiner
redegewandten, unterhaltsamen Art fehlen, bei Anlässen
wie diesen und anderen.
Auch Innsbrucks von endlosen Politquerelen gebeutelter Grün-Bürgermeister Georg Willi macht gute Figur. Er
gibt den Anheizer, indem er,
versierter Hobby-Chorleiter,
der er ist, das Publikum unfallfrei durch einen Kanon
geleitet: keinerlei Misstöne,
ganz anders als in Innsbrucks
Gemeinderat. Prosit 2023!
Weitere Termine des TSOI-Neujahrskonzerts: 2.1. Kufstein Arena,
3.1. Metallwerk Plansee, Reutte.
Info: www.landestheater.at
Das neve Jahr lässt sich musikalisch gut an. Dirigentin Karen Kamensek und das TSOI im Congress. For Cadyweten ar
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