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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Zu mehr Nachhaltigkeit in der Baukultur beitragen“ (Leserbrief), Seite

17

Zu mehr Nachhaltigkeit in
der Baukultur beitragen

Thema: Artikel „Höhere Förderung für thermische Sanierung“,
TT, 4.1.

o erfreulich die Attrakti-

vierung thermischer Sanierungen ist, so darf nicht
übersehen werden, dass der
alleinige Fokus auf Einzelobjekte, auf Wärmedämmung
und Fenstertausch oft mehr
Probleme schafft, als dieser
löst. Unser Gebäudebestand
ist eine wertvolle Ressource,
deren langfristige Nutzung viel
zu einer nachhaltigeren Baukultur beitragen kann. Dann
nämlich, wenn in einer ganzheitlichen Betrachtung eben
nicht nur die thermische Qualität, sondern gleichzeitig auch
der Nutzwert und die Qualität
der Architektur im Umfeld
erhöht werden. Im Rahmen
des EU-Projektes „Sinfonia“,
an dem sich die Stadt Innsbruck beteiligte, wurde der

Gedanke der thermischen Sanierung vom Einzelobjekt auf
ganze Quartiere ausgedehnt
und so evaluiert, wie wichtig
es ist, Energie- und Ressourceneinsparungen auch in der
Stadt- und Raumplanung mitzudenken. Am Beginn einer
thermischen Sanierung sollte
daher eine umfassende und
verpflichtende Sanierungsberatung durch unabhängige
ExpertInnen stehen, die garantiert, dass das Ziel einer
bauphysikalisch und konstruktiv optimierten, nachhaltigen, energie- und kosteneffizienten Sanierung erreicht wird.
Nur dann ist gewährleistet,
dass die Fördermittel richtig
eingesetzt werden.

Die enorm gestiegenen
Bau- und Sanierungskosten,
die dramatische Entwicklung
der Energie- und Rohstoffkosten durch den russischen
Angriff auf die Ukraine, die

massive Abhängigkeit unserer Energieversorgung von
Schurkenstaaten sollten uns
ebenso zu denken geben wie
die sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels: die
zunehmenden Wetterextreme
und Temperaturrekorde im
Winter wie im Sommer. Der
Umstieg von fossilen Energieträgern auf Erneuerbare
kann nur gelingen, wenn auch
das Potenzial an möglichen
Energie- und Ressourceneinsparungen in vollem Umfang
genutzt wird. 40 Prozent des
europäischen Energiebedarfes werden für Gebäude benötigt, dies erfordert schon
deshalb die Verantwortung
der Planer und Bauherren gegenüber nachfolgenden Generationen, Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit viel stärker in unserer Baukultur zu
verankern, als dies derzeit der
Fall ist. Seit 25 Jahren wurden

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mit dem Passivhausstandard
Rahmenbedingungen definiert, die es erlauben, Gebäude zu errichten, in denen die
Raumtemperatur auch im
kältesten Winter ohne jegliche
Energiezufuhr (Blackout) nie
unter 15° Temperatur sinkt.
Bei Errichtungskosten, die
unter Einrechnung der Förderungen nicht über jenen herkömmlicher Gebäude liegen.
Warum findet eine nachhaltige Baukultur nicht stärkeren
Widerhall in der Architekturausbildung, in Wettbewerbsverfahren und im Baurecht?
Die meisten gemeinnützigen
Bauträger Tirols errichten seit
vielen Jahren den überwiegenden Teil ihrer Neubauten
im Passivhausstandard. Warum folgen nicht mehr diesen
positiven Beispielen?

Dipl.-Ing. Gerald Gaigg
6020 Innsbruck