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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_01_11_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
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Säite 33 Hitzetage mit über 30°C verzeichnete Innsbruck im Vorjahr - eine massive Verschärfung gegenüber früheren Jahren.
„Mit kühlem Kopf gegen die Hitze der Stadt“, Seite 23
Foto: RRS Falk/TT
Mit kühlem Kopf gegen
die Hitze in der Stadt
Die Stadtklimaanalyse für Innsbruck liegt vor - sie soll zum zentralen
Werkzeug bei Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel werden.
Innsbruck — Hitzig: Dieses Attribut trifft in Innsbruck nicht
nur aufs stadtpolitische Klima
zu, sondern immer öfter auch
aufs eigentliche Klima. 2022
verzeichnete Innsbruck bereits 33 Hitzetage (über 30° C)
— zwischen 1961 und -90 waren es im Schnitt erst acht,
zwischen 1991 und 2020 22
bis 23. Generell ist der Alpenraum von Klimawandel und
Erwärmung weit überdurchschnittlich betroffen.
Schon 2020 hat die Stadt
daher eine „Klimawandel-Anpassungsstrategie“ beschlossen — samt Aktionsplan, zu
dem die ämterübergreifende
Erstellung einer „hochauflösenden“ Stadtklima-Analyse
gehörte. Genau diese — ausgearbeitet mit der Fachfirma Weatherpark GmbH —-
liegt nun vor. BM Georg Willi
und Umweltstadträtin Uschi
Schwarzl (Grüne) sehen einen
„Meilenstein“. Die Ist-Analyse des Stadtklimas soll in den
nächsten Jahren nämlich als
eine zentrale Entscheidungsgrundlage für die Stadt wie für
Bauträger dienen.
Konkret liegt nun eine Reihe detaillierter Karten vor —
darunter eine eigene zu Kaltluft und Durchlüftung: Diese
zeige etwa, wie wichtig die
Hangwinde in Innsbruck für
die (nächtliche) Durchlüftung
sind — weshalb man diese
Schneisen tunlichst nicht verbauen sollte —, erklärt Christine Schermer von der städtischen Geschäftsstelle Klima
und Umwelt. Noch würden
die nächtlichen Kaltluftflüsse
funktionieren, bei „Tropennächten“ sei noch kein signifikanter Anstieg erkennbar (im
Fot: Domanig
Im Hinblick auf die
Zukunftsszenarien
haben wir schon jetzt
enormen Druck, innerstädtisch zu entsiegeln.“
Christine Schermer
(Stadt Innsbruck)
Schnitt drei pro Jahr). Auch
die kühlende Wirkung der Sill
lasse sich bis tief ins Stadtzentrum nachweisen, ebenso bodennahe Winde entlang des
Inn oder des Flughafens.
Eine „Klimaanalysekarte“,
die Innsbruck in sieben Klimatope (Gebiete mit ähnlichen mikroklimatischen Ei-
genschaften) einteilt, zeigt
klar auf, wo bereits jetzt Gebiete mit moderater oder starker „Überwärmung“ bestehen. Wobei es im Detail selbst
für die ExpertInnen Überraschungen gab: So gebe es etwa im O-Dorf zwischen den
hohen Gebäuden dank vieler
Grünflächen eine Durchlüftungsschneise, während diese
Durchlüftung ins Gewerbegebiet Rossau (wiewohl niedriger bebaut) nicht hineinreiche, berichtet Simone Fritsch
vom Referat Raumplanung
und Stadtentwicklung.
Ein besonders wichtiges Instrument soll die „Planungshinweiskarte“ sein, für die die
Ergebnisse der Klimaanalyse
fachlich bewertet wurden: Sie
zeigt, wie stark sich bauliche
Veränderungen wo auswirken — und enthält konkrete
planerische Empfehlungen:
So werde man in den „grünen“ Bereichen (klimaaktive
Freiflächen/Ausgleichsräume) schauen müssen, ob dort
überhaupt Bebauung möglich ist bzw. wo es bei Bauprojekten konkrete Vorgaben
braucht — etwa für die Ausrichtung der Gebäude -, um
Frisch- und Kaltluftbahnen zu
erhalten, sagt Fritsch.
Bei Gebieten hingegen, wo
die Hitzebelastung bereits
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jetzt besonders hoch ist - Innenstadt, Rossau —, gelte es bei
der Platz- und Straßenraumgestaltung auf möglichst viele Ausgleich ßnah zu
achten (Beschattung, Begrünung, Kühlung durch Wasser),
um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Die Erkenntnisse der Stadtklimaanalyse sollen künftig generell bei
allen Bau- und Entwicklungsprojekten im Stadtgebiet berücksichtigt werden und auch
ins Örtliche Raumordnungskonzept einfließen.
Willi und Schwarzl nannten
konkrete Projekte, die parallel
zur Erarbeitung der Klimaanalyse bereits gestartet wurden:
Die Neugestaltung des Messeparks („cool-INN“) ist abgeschlossen, jene des Lugger-
Platzes im O-Dorf steht bevor.
Auch bei der Standortoffensive Rossau (die zum „klimafitten Wirtschaftszentrum“
werden soll), der Freiraumgestaltung am Campagne-
Areal oder dem „Bozner Platz
neu“ würden die Erkenntnisse bereits einfließen. Ebenso
könnten vulnerable Gruppen
(Kinder, Ältere, Menschen
mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen) künftig gezielter geschützt werden, etwa durch
ein verbessertes Frühwarnsystem vor Hitzewellen. (md)