Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_12_21_Presse_OCR
- S.31
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Stadtblatt
„Wo gearbeitet wird, fallen Späne“, Seite 12
„Wo gearbeitet wird, fallen Späne“
Bürgermeister Georg Willi möchte die Stadt für die Bürger weiterentwickeln
BezirksBlätter: Herr Bürgermeister, wie würden Sie das heurige Jahr Revue passieren lassen?
Bgm. Georg Willi: Das Jahr 2022
war ein schwieriges, ein Krisenjahr, wo es trotzdem gelungen
ist, wichtige Meilensteine für
die Stadtentwicklung zustande
zu bringen. Alleine acht große
Projekte wurden mithilfe von
Bundesmitteln umgesetzt. Dazu
zählen Schul- und Kindergartenbauten oder die Innbrücke-Neu,
die nach monatelangen Bauarbeiten prachtvoll dasteht. Es gab
sehr viel politischen Diskurs im
Gemeinderat, trotzdem ist es
gelungen, für wesentliche Dinge
eine Mehrheit zustande zu bekommen.
IM GESPRÄCH
Man hat den Eindruck, dass
manche Ihrer Entscheidungen
nicht zu Ende gedacht wurden,
- Stichwort Abwahl Oppitz-Plörer oder Personalamt, täuscht
das?
Bei der Abwahl von Christine Oppitz-Plörer als Vizebürgermeisterin ging es mir um die Frage, ob
so eine Kostenexplosion, wie sie
am Patscherkofel passiert ist, von
anfangs 34 bis jetzt 83 Millionen
Euro, politische Konsequenzen
haben muss. Der Fehler in der
Einschätzung war, dass diese
Entscheidung der Beginn vieler
Schwierigkeiten war.
Und die Personalamtauflösung?
Es wurde kein Personalamt aufgelöst, sondern einfach alles, was
im Personalamt war, in eine neue
Organisationseinheit verschoben. Das hab ich auf Weisung des
Gemeinderates rückgängig gemacht. In Wahrheit haben dieselben Leute nachher dieselbe Arbeit gemacht wie vorher und das
wird aufgebauscht, als wäre das
ganz, ganz schlimm, und das in
den Krisenzeiten, wo es rundherum rauscht. Aber ich nehme zur
Kenntnis, dass dies für meine po-
Bürgermeister Georg Willi im BezirksBlätter-Innsbruck-Interview über die
politischen Herausforderungen.
litischen Mitbewerber eine zentrale Frage ist, daher wurde das
rückgängig gemacht. Jetzt lasst
uns weiterarbeiten, denn die Leute draußen verstehen nicht, warum da so viel Energie reinfließt.
Würden Sie mit dem Wissen,
das Sie jetzt haben, diese Entscheidungen wieder so treffen?
Die erste Entscheidung nicht, bei
der zweiten würde ich mich weiterhin schützend vor eine leitende Führungskraft unserer Stadt
stellen. Denn es ist eine Stilfrage,
wie man mit Mitarbeitern im
Haus umgeht.
Der Rechnungshof schlägt eine
City-Maut vor, das dürfte in Ih-
Sinne sein, oder?
Der Vorschlag ja, die Umsetzungswahrscheinlichkeit ist null,
weil die politischen Verhältnisse
so sind, wie sie sind. Wofür ich
werbe, ist, den Stadtraum zum
Wohnzimmer der Bevölkerung
zu machen. Wohnzimmer heißt,
dass man sich dort wohlfühlt,
weil die städtischen Räume toll
gestaltet sind, zum Verweilen,
Konsumieren und Flanieren einladen. Viele Wohnungen haben
keinen Balkon, geschweige denn
einen Garten, daher müssen wir
das sicherstellen, dass wir den
öffentlichen Raum zu einem attraktiven Raum machen. Und
daher hat das Auto, egal welcher
Antriebsart, wenig in der Innenstadt verloren.
Wäre man in Sachen Verkehr
weiter, wenn es keinen grünen
ü gäbe?
Natürlich könnte man die The-
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Foto: BezirksBlätter
se aufstellen und daher wahrscheinlich die provokante Frage,
das ein schwarzer Bürgermeister, wenn er dasselbe fordert wie
ein grüner, eher seine Anliegen
durchbringt. Darauf kann ich
nur antworten, dass ich nichts
von Politikerinnen und Politiker
halte, die etwas gegen die eigene
Überzeugung tun, nur um einem
anderen etwas auszuwischen. Ich
gehe nicht davon aus, dass es diesen Politikertypus gibt.
Der Wohnungsnotstand wird
uns über diese Periode hinaus
begleiten. Was bräuchte es, um
dem Thema Herr zu werden?
Es bräuchte mehr kommunalen
Wohnbau, damit die Mieten in
einem leistbaren Bereich bleiben.
In den großen Entwicklungsgebieten, Technik West, Pradl Süd
und Campagne-Areal müssen wir
weitermachen und neue Wohnquartiere mit Zusatzangeboten
entwickeln. Die Erdgeschossebene wollen wir für die Ansiedlung
von Gewerben freihalten. Dazu
braucht es intelligente Verdichtung, wo leistbarer Wohnraum
in hoher Qualität im Passivhausstandard entsteht. Für Menschen, die von Wohnungsnotstand betroffen sind, braucht es
einen Grundstock an Wohnungen. Dafür möchte ich einen Pool
von 130 Wohnungen aufbauen.
Die Leerstandsabgabe soll dabei
flankierend helfen.
Ein finaler Weihnachtswunsch?
Schauen wir auf das große Ganze
und entwickeln wir die Angebote der Stadt aus dem Blickwinkel
der Bevölkerung weiter.