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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Von der Straße in die Gemeindewohnung“, Seite 5
20.12.2022

Der Verein für Obdachlose betreut und berät in Tirol jedes Jahr mehrere hundert Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. syrsieie ragı AL DE

Von der Straße in die
Gemeindewohnung

Michael Hennermann vom Verein für Obdachlose sieht Tirols Kommunen in
der Pflicht, damit Menschen ohne Unterkunft rascher geholfen werden kann.

Innsbruck — Die Temperaturen sinken unter den Gefrierpunkt, es schneit, die Böden
sind nass — für jene, die auf
der Straße leben müssen, ist
der Winter eine besonders herausfordernde Zeit. Nur Notschlafstelle um Notschlafstelle aufzusperren, damit diese
Phase überbrückt wird, greift
für Michael Hennermann zu
kurz. Der Geschäftsführer des
Vereins für Obdachlose sieht
vielmehr Tirols Kommunen
in der Pflicht und regt im „Tirol Live“-Interview eine priorisierte Vergabe von Stadtoder Gemeindewohnungen
an Menschen ohne Unterkunft an.

Wie viele Männer, Frauen,
Kinder hierzulande aktuell
tatsächlich obdachlos sind,
sei in keiner Statistik erfasst,
sagt Hennermann. „Dazu
gibt es leider keine seriösen
Erhebungen, die uns ein realistisches Bild vermitteln
würden.” Die Mitarbeiter in

der von ihm geleiteten Einrichtung hätten „aber im Laufe eines Jahres mit mehreren
hundert Menschen, die akut
auf der Straße stehen, also
obdachlos sind, zu tun“.

‚ Es gibt nur ganz
wenige Menschen,
die wir mit den bestehenden Angeboten gar
nicht erreichen können.“

Michaei Hennermann
(Verein für Obdachiose)

Noch größer ist laut Hennermann die Zahl jener, die
keine eigene Wohnung haben und vorübergehend bei
Verwandten, Bekannten oder
anderweitig untergebracht

sind. Für die, die niemanden
haben, gibt es in Tirol mehrere Notschlafstellen. Wegen
der derzeitigen Kälte können
dort aktuell aber selbst jene,
die wollen, nicht immer aufgenommen werden. „Es gibt
einfach einen Mangel an Plätzen”, weiß der Geschäftsführer
des Vereins für Obdachlose.
Deshalb jetzt die verfügbaren
Betten aufzustocken, würde
jedoch lediglich kurzfristig
Entlastung bringen und am eigentlichen Problem nichts ändern. Nachhaltiger sei es, den
Menschen ein Dach über dem
Kopfzu bieten. Sein Vorschlag:
Tirols Dörfer und Städte sollen
Gemeindewohnungen bevorzugt an Menschen vergeben,
die sonst keine Bleibe finden.
Trotz Schwierigkeiten sei die
Versorgung von Obdachlosen
hierzulande gut. „Es gibt nur
ganz wenige Menschen, die
wir mit dem bestehenden Angebot nicht erreichen”, betont
Hennermann im Gespräch

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mit 77-Redakteurin Verena
Langegger. Wer dennoch einen Menschen auf der Straße
sehe, um den er oder sie sich
Sorgen macht, solle den Betroffenen ansprechen, ihn fragen, ob und wie geholfen werden kann. „Und im besten Fall
auf bestehende Einrichtungen
verweisen.” (bfk)

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