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Tiroler Tageszeitung

„;Können diese Koste nicht stemmen‘“, Seite 4

„Können diese Kosten nicht stemmen“

Tirols Wohn- und Pflegeheime sehen durch explodierende Energie- und Personalkosten eine Millionenwelle
auf sich zukommen, die das geltende Tagsatz-Finanzierungsmodell nicht ausgleichen kann. Ein Hilferuf.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck - Angesichts der
plus 3,5 bis 3,7 Prozent, mit
welchen das Land Tirol im
Doppelbudget 2022/23 die
pauschale Indexierung der
„Tagsätze“ für die hiesige
Heimlandschaft (siehe Faktbox) für das kommende Jahr
vorgesehen hat, wird den
Heimträgern und -leitungen
derzeit mehr als nur etwas flau
im Magen. Das, so der Tenor,
werde nicht einmal ausreichen, um die steigenden Personalkosten abzufangen. Von
der allgemeinen Teuerung
und den davongaloppierenden Energiepreisen erst gar
nicht zu sprechen.

„Die Träger können diese Kosten nicht stemmen“,
schlägt nun der Obmann der
ARGE Altenheime, Robert
Kaufmann, Aların. Noch sind
die Verhandlungen mit dem
Land über die Heimfinanzierung 2023 und somit die tatsächliche Festlegung der neu-

‚’ Der Budgetpfad ‚ Das Land muss
des Landes bildet sich klar werden,
diese Kostensteige- dass die Tarife weiter
rungen bei Weitem nicht kostendeckend bleiben
ab.“ müssen.“
Robert Kaufmann Christian Härting
(Obmann ARGE G
en Tagsätze nicht gestartet. Sie diensteten — zu diesen zäh-

stehen aber unmittelbar bevor. Fakt sei aus Sicht der Heime, dass „ohne eine zweistellige prozentuelle Erhöhung der
Tagsätze es sich nicht mehr
ausgehen wird“, so Kaufmann. In Zirl, dessen Heim
von Kaufmann geleitet wird,
klettern allein die Heizkosten
von 70.000 auf 300.000 € im
Jahr. 70 Prozent der anfallenden Heimkosten entfallen auf
das Personal. Aktuell laufen
die Kollektivvertragsverhandlungen. Für die „Sozialwirtschaft Österreich“ (SWÖ) wird
ein Lohnplus von 15 Prozent
gefordert. Der Abschluss wird
wohl auch richtungsweisend
für die Gemeindevertragsbe-

len die Heimmitarbeiter in
G inde(verbandahei
Mit Lohnsteigerungen von
sieben bis acht Prozent rechnet man auch hier.

Bei den Innsbrucker Sozialen Diensten (ISD), einem
der größten Heimanbieter Tirols, sind nahezu 100 Prozent
der Mitarbeiter im SWÖ-KV.
„Wir werden sehen, wo wir da
hinkommen“, laufen bei ISD-
Geschäftsführer Hubert Innerebner bereits die internen
Kalkulationen. Auch bei der
Energiefrage. Mehrkosten von
zwei bis drei Millionen nur
beim Strom wären „der Worst
Case“, so Innerebner. Auch er
appelliert ans Land hinsichtlich der Tagsätze, dass „die
Politik hier noch einmal drübergeht“. Ob es der Weisheit
letzter Schluss sei, alle Teuerungen in die Tagsätze hineinzurechnen, lässt Innerebner
offen. Einen Ausgleich brauche es dennoch.

Das neue, erst 2021 für alle Heime von Grund auf reformierte Tagsatzsystem sei
nämlich per se ein gutes, sagen
Innerebner und Kaufmann.
Weil es mit der über Jahre
kultivierten Loch-auf-Lochzu-Politik ein Ende machte.
Und die Heimfinanzierung für
beinahe alle Träger kostendeckend gestaltete. Wichtig für
die Gemeinden: Denn diese
haben im derzeitigen System
anfallende Abgänge selbst zu
tragen. Die Energie- und Teuerungskrise hatte da noch keiner auf dem Plan.

Laut Auskunft des Landes
beliefen sich die Gesamtausgaben des Landes 2021 in der
stationären Pflege auf 280
Mio. €. Heuer seien 290 Mio. €

Pflegeheiü

Achtung, Finanzierungslücke: Tirols Pfliegeheime wamen das Land vor zu niedriger Tagsatzkalkulation. fa 4, a>a/Saum

und im kommenden Jahr 301
Mio. € budgetiert. Darin enthalten sind auch jeweils die
Landesbeiträge für die Altenhilfe: rund 4,16 Mio. € für
2022 und 4,32 im Folgejahr.
Bei den Tagsätzen lautet der
Finanzierungsschlüssel laut
geltendem Sozialpaktum zwischen Land und Gemeinden
65 zu 35 Prozent. Bei der Pflege übernimmt das Land laut
Heim- und Pflegeleistungsgesetz zunächst 100 Prozent (im
Budgetansatz) und legt diese
später anteilsmäßig auf die
Gemeinden um.

Der Telfer Bürgermeister
Christian Härting ist auch Vi-

Seite 4 von 12

zepräsident des Tiroler Gemeindeverbandes. Im Vorfeld
der Tagsatzverhandlungen
mit dem Land werde zwischen Verband und Gemeinden abgestimmt, „wie es im
kommenden Jahr finanziell
weitergehen soll“. Ziel müsse
sein, die „Qualität in der Pflege abzusichern“. Hierzu brauche es kostendeckende Tarife,
so Härting. Die Dynamik der
aktuellen Situation mache
die Sache nicht leichter. Härting kann sich deshalb auch
vorstellen, die Tagsätze 2023
nur bis zur Jahresmitte zu beschließen und dann gegebenenfalls nachzuverhandeln.

Heim-Tarifmodell

Was ist das? In Tirol gibt es 93
Alten- und Pflegeheime. Die Träger
sind großteils die Gemeinden bzw.
Gemeindeverbände. Der laufende
Betrieb dieser Heime wird über
die „Tagsätze“ finanziert. Diese
setzen sich aus einem Grundtarif
und einem Pfiegepersonalzuschlag
zusammen und werden vom Land
pro Heim und Bewohner festgesetzt. 2018 wurde dieses System
überarbeitet und ein einheitlicher
Qualitäts- und Leistungskatalog
eingeführt. Die Tarifhöhe wurde
2021 adaptiert. Für 2023 stehen
die Verhandlungen erst an.