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Tiroler Tageszeitung

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„Baumschutzgesetz für Innsbruck ‚überfällig‘“, Seite 21
3.11.2022

Baumschutzgesetz für
Innsbruck „überfällig“

Landesumweltanwaltschaft kritisiert den Umgang mit dem Baumbestand.
Die Winterlinde am Bozner Platz ist laut Gutachten nicht mehr zu retten.

Innsbruck — Sobald die Meldung an die Öffentlichkeit
gelangt, dass ein Baum in
Innsbruck gefällt wird, regen
sich mitunter heftige Bürgerproteste. Für den stellvertretenden Landesumweltanwalt
Walter Tschon ist diese Reaktion völlig verständlich: Bäume seien ein „lebenswichtiges Gut. Stadtbäume haben
nachweislich direkte und
indirekte Auswirkungen auf
menschliches Wohlbefinden
und zudem auch eine ganz
wesentliche Bedeutung für
die allgemeine Naturvielfalt
und Stadttiere.“

Völlig unverständlich ist für
Walter Tschon indes, dass bei
der Neugestaltung diverser
Plätze im innerstädtischen
Bereich diese Aspekte nicht
entsprechend Berücksichtigung fanden, wie er sagt.
Eine weitere Reduktion des
Altbaumbestandes im innerstädtischen Bereich müsse
verhindert werden. Ein entsprechendes Baumschutzgesetz für ganz Tirol, besonders
aber für den städtischen Bereich, sei „längst überfällig“.

Gleichzeitig verweist die
Landesumweltanwaltschaft
darauf, dass auch dem Sicherheitsaspekt eine mitentscheidende Rolle bei Baumentfernungen eingeräumt
werden muss.

Zur aktuellen Diskussion
um die beiden Winterlinden
am Bozner Platz, die für ein
Neugestaltungsprojekt weichen müssen, kann Tschon
nicht viel Konkretes beisteuern, da ihm noch keine Details zum Gesundheitszu-

Die Winterlinde am Bozner Platz wird im Rahmen der Neugestaltung des Platzes gefällt. Laut Experten des Grün-

anlagenamts ist der Baum nicht mehr vital, er leidet unter Pilzbefall.

stand der Bäume vorlägen.
Er hat bereits beim Magistrat
um Aufklärung ersucht. Ein
naturschutzrechtliches Verfahren werde es aber wohl
nicht geben, da es sich - im
Gegensatz zur Blutbuche vor
dem Landestheater —- um kein
Naturdenkmal handelt.

Laut dem Amt für Grünanlagen sind beide Bäume am
Bozner Platz krank. Die nordwestliche Linde wird in den
kommenden Tagen im Zuge
der Entfernung der Toilettenanlage gefällt. Die Linde
am südöstlichen Eck (bei der
Adamgasse) leidet an Pilzbefall, der das Holz angreift. Der
Zustand des Baumes hat sich
zuletzt weiter verschlechtert.

Den Vorwurf, dass die
Stadt nicht umsichtig genug

mit dem Baumbestand umgehe, weist Stadträtin Uschi
Schwarzl (Grüne) zurück. „In
den letzten Jahren setzen wir
bei Umgestaltungen städtischer Plätze überall, wo es
geht, auf mehr Bäume. Im
neuen Messepark stehen 15
neue Bäume, am Bozner Platz
kommen 30 und wir haben
neue Baumreihen etwa in der
Kaiserjäger- und der Andechs-

Foto: Daum

straße“, erklärt Schwarzl.

Gemeinderat Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck)
will die Winterlinde bei der
Adamgasse übrigens noch
nicht aufgeben, auch wenn
sein Antrag zur Rettung des
Baumes zuletzt keine Mehrheit gefunden hat. Depaoli
kündigt nun eine 48-Stunden-Kundgebung am Bozner
Platz an.

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