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Jahr: 2022

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- S.16

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Kronenzeitung

„Es war fast gespenstisch“, Seite 6, 7

„Es war fast gespenstisch“

Trotz beinahe menschenleerer Bahnhöfe und stehender Züge blieb der Verkehrskollaps
am Montag in Tirol aus. Nicht alle hatten Verständnis für den Warnstreik der Gewerkschaft.

einer Kollegin an ihren
Arbeitsplatz in Innsbruck.
Am dortigen Bahnhof traf
am frühen Vormittag nichts
E ahnend Luise Schmieg ein.
8 Die Deutsche hatte ihren
Freund Daniel in Tirol be-

an wurde am frühen
Montagmorgen an
die Corona-Lockdowns erinnert — zumindest
auf den Verkehrsdrehscheiben des Landes. Am Hauptbahnhof in Innsbruck waren

stof Birbaumer

Fot

nur wenige Personen anzutreffen, auf den Bahnsteigen
herrschte gähnende Leere.
Nur vereinzelt trudelten
Menschen ein — vorwiegend
Touristen, die nichts vom
Streik wussten. OBB-Mitarbeiter informierten sie
über die Zugausfälle.

Keine großen Staus
trotz mehr Pkw-Verkehr

Zum und vom Bahnhofsvorplatz verkehrten — wie im gesamten Stadtgebiet — viel
weniger Busse und Straßenbahnen als üblich. Sie waren
klarerweise gut frequentiert.

Das befürchtete Verkehrschaos auf den Autobahnen
in die Landeshauptstadt
blieb aus. Zwar befanden
sich spürbar mehr Fahrzeuge auf der A12 und A13, gröbere Staus blieben freilich
Fehlanzeige. Auch auf den
Straßen im _Stadtgebiet

herrschte nur ein wenig
mehr Verkehr als üblich.

Fast nicht ärger als üblich War dfe dichte Blechkolonne

am Montagmorgen auf der Inntalautobahn bei Innsbruck.

Dramatische Konsequenzen
dadurch gab es keine.

Vor den Bahnhöfen in
Kufstein und Wörgl warteten einige wenige Menschen
auf Regionalbusse oder Kollegen, um damit an den
Arbeitsplatz zu gelangen.
„Diese Aktion der Gewerkschaft stellt eine Kampfansage dar, die bei mir sehr

schlecht ankommt“, ärgerte
sich ein Pendler in Kufstein.
Und vor dem Bahnhof
Wörgl meinte eine verhinderte Zugfahrerin: „Ich als
Verkäuferin im Einzelhandel würde mir ebenfalls 400
Euro im Monat mehr wünschen.“ Sie kam schließlich
äußerst umständlich mit
dem Bus und im Wagen

den Bahnhöfen Telfs-Pfaf-

sucht. „Wir wussten nichts
von der Situation. Die Fernbusse zurück nach Köln sind
alle ausgebucht, jetzt bleibe
ich noch einen Tag hier.“

So etwas wie Streik
kennen Schweizer nicht

Auch erst am Dienstag geht
es für zwei Mitarbeiterinnen
der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) weiter.
„Wir sind gestern gekommen und wollten jetzt hier
alles in Augenschein nehmen“, erzählte eine. Kein
Wunder, denn Streiks gebe
es in der Schweiz nicht. „Der
leere Bahnhof ist ebenso gespenstisch wie eindrücklich“, staunten sie.

Rätselraten über volle
Bahnhofsparkplätze
Wechsel Richtung Westen
ins Oberland: Hier von
Chaos ebenfalls keine Spur,
dafür gähnende Leere auf

fenhofen, Imst-Pitztal und
Landeck-Zams. „Wir fahren
ganz normal, es gibt ja auch
andere Fahrgäste“, sagte der
Chauffeur eines Postbusses
und verließ den Bahnhof
Imst-Pitztal mit nur vier
Passagieren. Hier und in
Landeck fielen die gut besetzten Parkplätze auf.
Möglicherweise sind viele,

Foto: Christof Birbaumer

die weiter entfernt arbeiten,
schon am Sonntag mit dem
Zug dorthin gefahren.
Unaufgeregt ging _ der
Streiktag an den Osttirolern
vorüber. Im _Frühverkehr
war nicht viel mehr los als
sonst, allerdings fielen im
Raum Lienz mehr Fahrzeuge aus den Kärntner Bezirken Spittal und Hermagor

Fater Chrietaf Rirhaumer

„Muss das sein?"“, dachten sich wohl diese beiden verhinderten
Reisenden am Hauptbahnhof Innsbruck (links und oben re.).

Sie wussten ebenso nichts vom Streik wie Luise aus Deutschland, die sich von ihrem Daniel in Innsbruck verabschieden
wollte. Nun konnte sie einen Tag länger bei ihm bleiben (u.).

auf. Von dort pendeln zahlreiche Menschen üblicherweise mit dem Zug zur
Arbeit nach Osttirol. Diese
stiegen am Montag gezwungenermaßen auf das Auto
um. Die Parkplätze in der
Stadt waren ausgelastet wie
an „normalen“ Tagen.

Am Ileeren, bestreikten
Bahnhof tat sich eine Reini-

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gungskraft dadurch hervor,
dass sie — arbeitete! Angesprochen darauf, warum sie
Dienst versehe, während die
von der Gewerkschaft vida
vertretenen Kollgen streiken, antwortete sie trocken:
„Ich muss ja sauber ma-

chen!“
P. Freiberger, M. Oberbichler,
H. Daum, H. Berger