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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_11_15_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Trotzt die Landeshauptstadt einfach den Krisen?“, Seite 19
15.11.2022
Trotzt die Landeshauptstadt
einfach den Krisen?
Der Tourismus bilanziert besser als erwartet. Restaurants sind gut besucht.
Die Sehnsucht nach Normalität scheint die Teuerung (noch) zu schlagen.
Von Denise Daum
Innsbruck —- Freitagabend im
Zentrum Innsbrucks: In den
meisten Restaurants ist kaum
ein Tisch mehr frei, in den
Bars drängen sich die Menschen. Sogar vor den Lokalen
stehen Grüppchen und prosten sich zu. Von Krise keine
Spur? Tatsächlich zeigen sich
Innsbrucks Gastronomen aktuell im Großen und Ganzen
zufrieden mit dem Geschäft,
bestätigt Klaus Plank, Chef
des Weißen Rössls in der Altstadt und stellvertretender
Gastronomie-Obmann in der
Wirtschaftskammer.
Die gut besuchten Restaurants erklärt Plank zum einen
damit, dass sich das Geschäft
auf immer weniger Betriebe verteilt: „Einige haben
aufgrund des Personalmangels mehr Ruhetage, manche nach Corona nicht mehr
aufgesperrt.“ Zudem würden
wieder Geschäftsessen und
gesellschaftliche Zusammenkünfte stattfinden, Feste
nachgeholt. Die Leute gingen
einfach gern wieder aus.
Für die Preiserhöhungen in
der Gastro hätten die Gäste
Verständnis, sagt Plank. „Die
Teuerungsproblematik ist ja
durch die Überpräsenz in den
Medien allen bekannt.“ Dabei gebe man in den Restaurants die Preissteigerungen
noch gar nicht eins zu eins
weiter. „Wir kalkulieren sehr
fair“, betont Plank. Auch für
die Weihnachtszeit sind Innsbrucks Gastronomen zuversichtlich. Spannend werde es
dann im Jänner und Februar.
Kommt das dicke Ende noch?
Essen gehen und ein gutes Glas genießen - darauf wollen viele Menschen nicht verzichten.
Das könne man jetzt noch
nicht abschätzen, sagt Plank.
Jetzt schon sagen kann man
aber, dass das Tourismusjahr
(November 2021 bis Oktober
2022) für Innsbruck deutlich besser ausgefallen ist als
prognostiziert. Auch wenn
im gesamten Gebiet des TVB
Innsbruck ein Minus von 21,6
Prozent zu Buche steht, ist
die Stimmung in der Branche
nicht so schlecht. „Besonders
erfreulich ist die gute Wertschöpfung“, erklärt Barbara
Plattner, Geschäftsführerin
des Innsbruck Tourismus. Im
Sommer brachten etwa weniger Ankünfte mehr Nächtigungen. „Bei den Herkunftsländern entwickeln sich
Amerika und der arabische
Raum erfreulich positiv, während China und Indien einem
—
Totalausfall gleichkommen“,
erklärt Plattner.
Der Tourismus in Innsbruck sei fast wieder auf Vorkrisen-Niveau, berichtet auch
Vizebürgermeister Hannes
Anzengruber. Die Stadthotellerie verzeichnet von Jänner bis September über eine
Million Nächtigungen. „Wir
tasten uns an das Rekordjahr
2019 heran. Die im Vergleich
zum Vorjahr mehr als doppelt
so hohen Nächtigungszahlen
stimmen die Hotel- und Gastronomiebetriebe zuversichtlich“, sagt Anzengruber.
Als Wermutstropfen bezeichnen sowohl Plattner als
auch Anzengruber die Tatsache, dass im Sommer mehrere Kongresse nicht abgehalten werden konnten, weil die
Bettenkapazität fehlte. Auch
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—
Symbaltoro: imago
Gruppenreisende konnten
vielfach nicht angenommen
werden. Die hinzukommenden Betten durch das Motel
One am Hauptbahnhof und
das im Bau befindliche Raiqa reichen für Anzengruber
nicht. Es brauche ein Kongress-Hotel mit 200 Betten.
Der nach den Lockdowns
verzeichnete Boom in der
Nachtgastronomie geht indes
zu Ende, berichtet Fred Lordick von der Innsbruck Club
Commission. „Wir sind in etwa wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.“ Tendenz: weiter
rückläufig. Die Inflation treffe das Nachtgastro-Publikum
— vornehmlich die junge Generation —- besonders hart.
Hinzu kommen die in Innsbruck ohnehin schon hohen
Lebenshaltungskosten.