Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_10_10_Presse_OCR
- S.5
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Kurier
KURIER
„Balance zwischen alt und neu gesucht“, Seite 17
10.10.2022
Balance zwischen alt und neu gesucht
Tirol. ÖVP und SPÖ müssen für die Landesregierung einen Personalmix aus Erfahrung und
Erneuerung finden. Ein Rückschritt bei der Frauenquote wäre ein miserables Signal
Tirol intern
VON CHRISTIAN WILLIM
Das Gerüst für die schwarzrote Koalition in_Tirol, an
dem OVP und SPO ab heute
in Verhandlungen weiterbauen, ist noch fragil. Und das
liegt weniger am inhaltlichen
Fundament, für das wohl
kaum große Risse zu füllen
sind, wie es scheint.
Beide Parteien haben
aber noch an den Ergebnissen der Landtagswahl (siehe
Infobox) zu knabbern, die intern Spuren hinterlassen hat.
Die Tiroler Volkspartei von
Anton Mattle hat massive
Verluste eingefahren. Die
SPO von Georg Dornauer ist
unter den eigenen Erwartungen geblieben und hat Platz
zwei an die FPO verloren.
Beide Parteichefs sind intensiv darum bemüht, noch
bevor der Koalitionsvertrag in
trockenen Tüchern ist, ein
Bild der Harmonie abzugeben. Noch-VP-Landeshauptmann Günther Platter hat
seine nun zu Ende gehende
nicht von ungefahr stets unter
das Motto „kein Streit“ nach
außen gestellt.
Gegen den alten Ruf
Es war die bewusste Abgrenzung vom Image der großen
Koalition, das im Bund vom
Hackelwerfen und in Tirol —
bis 2013 am Ruder - vom Vorwurf des Stillstands geprägt
war. Mattle und Dornauer
stellen ihre Zusammenarbeit
unter das Motto der „Stabilität” und der „Erneuerung”.
Personell ist das Signal
der Erneuerung für die SPO
nach fast zehn Jahren Regierungspause leicht zu erfüllen. Es fehlt den ziemlich jungen Protagonisten von heute
gleichzeitig aber an Regierungserfahrung im Land.
Das zeigt sich etwa daran, dass bei Personalspeku-
AI RO HIM GRDDER
Gabi Schiessling (SPÖ) könnte
ein Polit-Comeback geben
lationen immer wieder der
Name Gabi Schiessling fällt.
Die ausgewiesene Gesundheitsexpertin (60) saß von
1999 bis 2016 im Tiroler
Landtag — also auch in vielen
Jahren der _ ehemaligen
Innerhalb der OVP wurde
stets die Innsbrucker Bildungsstadträtin Elisabeth
Mayr (39) als Fixstarter für
ein SPO-Regierungsamt gehandelt. Die will aber „in der
Stadt weitermachen“, wie sie
noch kurz vor der Landtagswahl versichert hat.
Der Tiroler OÖGB-Chef
Philip Wohlgemuth (35) ist
:
g
#
-
8
3
ä
»
:
Mario Gerber (ÖVP) ist Favorit
für das Tourismusressort
ebenfalls eine heiße Personalreserve der SPO, müsste
als Landesrat aber wohl seinen Gewerkschaftsspitzenposten aufgeben. Das erscheint unwahrscheinlich.
Noch Tabu-Thema
Sowohl innerhalb der SPÖ
wie auch in der OVP wird aus
Verhandlerkreisen versichert, dass „derzeit null über
Ressortzuteilungen gesprochen wird“, wie einer der Involvierten sagt. Insbesondere VP-Chef Mattle dürfte versuchen, diese Entscheidungen so weit wie möglich nach
hinten hinauszuziehen. Je
Seite 5 von 8
a
Cornelia Hagele ist eine der
ÖVP-Frauen mit Zug nach vorne
früher er Klarheit schafft,
umso größer ist die Gefahr,
dass von Unzufriedenen befeuerte Grabenkämpfe die
Verhandlungen torpedieren.
Mattle hat zudem das
Problem, dass sehr viele in seiner Partei etwas werden wollen. Und dass — Stichwort
Frauenquote — fast alle Männer sind. Touristiker Mario
Gerber (41) sitzt in der VP-
Steuerungsgruppe mit Mattle
und möchte neben diesem
auf der Regierungsbank als
Landesrat für Tourismus Platz
nehmen. Wird dieser Wunsch
erfüllt, kann Cornelia Hagele (47) - eine der wenigen VP-
P TROLTFASCH
Das Wahlergebnis
Tiroler V
Am 25. September stürzte die
ÖVP auf 34,7 Prozent ab - ein
Minus von fast zehn Prozent.
Damit gingen drei Mandate
verloren. Mit vierzehn Sitzen im
ist die OVP immer noch doppelt
so stark wie FPO oder SPO
Sozialdemokraten
Die SPO schaffte ein leichtes
Plus (0,23 Prozent). 17,48
Prozent brachten sieben
Mandate (+1). Platz zwei ging
aber an die FPÖ (18,84
Prozent) verloren
0
Die FPO hat 7 Mandate, Liste
Fritz und Grüne je 3, Neos 2
Frauen mit Karriereambitionen — wohl nicht zum Zug
kommen. Die Vizebürgermeisterin von Telfs ist wie
Gerber im Wirtschaftsbund.
Die Ambitionen von Wirt-
fi r-Präsident
i Walser, der eigentlich Landeshauptmann
werden wollte, sind unklar.
Kammer und Regierungsamt
sind aber unvereinbar.
Lauter Männer
Der künftige AAB-Chef Dominik Mainusch würde auch
gerne zum Zug kommen.
Noch ein Mann. So wie die
aus Platter-Zeiten verbliebenen Landesräte Josef Geisler
(Bauernbundchef, 60) und
Johannes Tratter (59), die
weitermachen wollen.
Ganz ohne erfahrene Krafte wird es für Mattie wohl
nicht gehen. Er sitzt selbst erst
seit 2021 in der Regierung.
Und dann müssen OVP wie
SPO noch die Frauenquote in
der neuen Regierung im Auge
haben. Die lag unter Schwarz-
Grün bei 50 Prozent. Darunter zu bleiben, wäre alles
andere als ein Zukunftssignal.