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Jahr: 2022
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- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Viele Pflichtübungen und eine Vision für Innsbruck“, Seite 21
9.9.2022
Von Denise Daum
Innsbruck — Als Fels in der
Brandung bezeichnet Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) seinen Finanzdirektor. Martin Rupprechter
ist seit etwas mehr als einem
Jahr im Innsbrucker Stadtmagistrat und seitdem im Krisenmodus: angefangen von
der turbulenten Erstellung
des Doppelbudgets 2022/23
bis zur aktuellen Teuerungswelle und Energiekrise.
Die finanzielle Situation der
Landeshauptstadt sei durchwachsen. „Der Entwurf des
Jahresabschlusses 2021 zeigt
mit 22 Millionen Euro ein
positives Ergebnis“, erklärt
Rupprechter. Das heiße aber
nicht, dass die Stadt nicht
sparen müsse. Beim Budget
für 2023 werde man kräftig
nachjustieren müssen. Ohne
Nachtragskredite werde es
nicht gehen, sagt Rupprechter. Beispielsweise wurde
bei den Personalkosten mit
Lohnerhöhungen in der Höhe
von 2 Prozent kalkuliert. Angesichts der enorm hohen Inflation ist diese Annahme unrealistisch. „Wir rechnen nun
mit 6 bis 8 Prozent Gehaltserhöhung. Jedes Prozent kostet
uns grob eine Million Euro“,
sagt der Finanzdirektor.
Die nächsten Jahre werden generell spannend für
die Stadt Innsbruck. Gleich
mehrere millionenschwere
Projekte bzw. Ausgaben kommen zum Tragen. Eine kleine
Auswahl: Die Bob-und Rodelbahn in Igls ist nicht nur in die
Jahre gekommen, sondern
entspricht auch nicht mehr
den internationalen Richtlinien. „Ohne Generalsanierung verlieren wir die Zulas-
Viele Pflichtübungen und
eine Vision für Innsbruck
Die finanzielle Lage der Stadt Innsbruck? Durchwachsen. Personalkosten,
Pensionszahlungen und das Einlösen von Versprechen gehen ins Geld.
Bürgermeister Georg Willi wünscht sich für Innsbruck eine „Ponte Vecchio“ (nur halt in neu) wie im italienischen
Bassano del Grappa: „Da könnten sich die Leute dann treffen und ein Gläschen trinken.“
sung“, sagt Willi. Die Stadt
beteiligt sich mit 21 Prozent,
maximal 12 Millionen Euro,
am Bobbahn-Umbau.
Ab 2023 muss die Stadt die
Pensionszahlungen für den
Gestellungsbetrieb übernehmen, dessen Rückstellungen
nun ausgeschöpft sind. Das
sind rund 14 Millionen Euro
jährlich, abflachend bis 2045.
Um die beiden nächsten
Baufelder am Campagneareal in der Reichenau zu realisieren, muss die Stadt die
Sportanlagen des ASKÖ neu
errichten. „Das Ganze kostet
uns 18,5 Millionen Euro bis
zum Jahr 2025. Ohne Baukostensteigerung“, erklärt Willi.
Apropos Baukostensteigerung. Die sind — wie für jeden
Bauherren - ein Megaproblem für die Stadt. „Hier wer-
den wir bei allen laufenden
Projekten nachjustieren müssen“, sagt Willi.
Nachjustiert wurde bereits
bei einem weiteren Projekt,
zu dem sich die Stadt verpflichtet hat: Die Kosten für
den Sportbereich Zimmerwiese in Igls steigen von 2,2
auf 3,7 Millionen Euro. Der
Baustart soll heuer im Herbst
erfolgen.
Versprochen hat die Stadt
auch, die Bauverbotsablöse
für den Neubau des MCI zu
zahlen. „Das wird jetzt dann
spruchreif. Wir haben dafür
eine Rücklage in der Höhe
von 5,8 Millionen Euro. Damit werden wir aber sicher
nicht das Auslangen finden“,
sagt Rupprechter.
Verschärfend hinzu kommt
die Finanzierung der Regio-
Seite 3 von 8
Foto: Daum
nalbahn sowie der Patscherkofelbahn. 40 Millionen sind
im Jahr 2033 endfällig. „Wir
zerbrechen uns jetzt schon
den Kopf, wie wir das vorbereiten. Jedes Ansparmodell
scheitert momentan“, erklärt
Rupprechter.
So viel zur Pflicht. Und die
Kür? Dem Bürgermeister
schwebt für Innsbruck eine
Fußgänger- und Radbrücke
über den Inn auf Höhe der
Markthalle vor. „Dort könnten sich die Menschen aufhalten, ein Gläschen trinken,
sich unterhalten“, schwärmt
Willi. Als Vorbild nennt er die
Ponte Vecchio im italienischen Städtchen Bassano del
Grappa, wo sich Dutzende
Einheimische zum Aperitivo
treffen und das Leben genießen. Eine schöne Vision.