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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„In der Not von Schafen lernen“, Seite 14

15.9.2022

In der Not von Schafen lernen

Wie werden sich Energiekrise und Teuerung auf Tirols Kulturbetriebe auswirken? Die Szene

bereitet sich auf unsichere Monate vor - und sucht nach Wegen, Publikum zurückzugewinnen.

Von Joachim Leitner

Innsbruck — Die von Inflation befeuerte Teuerungswelle macht auch vor Kulturbetrieben nicht halt. Die in den
vergangenen Monaten stark
gestiegenen Energiepreise drohen die Situation zusätzlich zu
erschweren. Mehrkosten von
30 Millionen Euro sollen allein die Kulturbetriebe des
Bundes - Bundestheater und
Bundesmuseen —- an das Kulturministerium gemeldet haben. Bestätigt werden die Zahlen auf Nachfrage nicht. Eine
Monitoring-Gruppe soll nun
koordinierte Energiesparmaßnahmen erarbeiten, teilte das
Ministerium Ende August mit.

Auch für Tirol liegen noch
keine belastbaren Zahlen vor.
Erhebungen der öffentlichen
Hand laufen. Nach zwei Corona-Jahren mit langen Schließzeiten und bisweilen massiven
Sicherheitsvorgaben blickt die
Szene einmal mehr unsicheren Monaten entgegen. Zumal
auch etablierte Einrichtungen
noch weit von den Besucherzahlen vorpandemischer Zeit
entfernt sind. „Das Publikum
hat Long Covid. Die Hälfte ist
das neue Ausverkauft”, sagt
Treibhaus-Chef Norbert Pleifer — und flüchtet sich angesichts von Preissteigerungen
und Energiekrise einmal mehr
in trotzigen Witz. Auf sein aktuelles Herbstprogramm hat
er einen Heizkörper drucken
lassen. „Das Treibhaus”, sagt
er, „soll Innsbrucks Wärm-Stube sein, das war es schon von
Anfang an — und will es heuer
ganz besonders sein.” Für die
besonders kalte Zeit empfehle sich Nachhilfeunterricht
bei den Schafen, so Peifer: „Je
mehr Leute zusammenstehen,
umso wärmer wird es.”

Eine AnnDassung der Preise

Die nächtliche Außenbeleuchtumg des Landesmuseums Ferdinandeum In der Innsbnracker Museumstraße dürfte

wegen der gestiegenen Energlekosten künftig reduziert werden.

za auch.” Neue Speisekarten
mit den alten Preisen seien
bereits in Druck, „obwohl täglich Preiserhöhungsschreiben
ins Haus flattern* - und Musik
gibt es notfalls ‚unplugged”. Er
hoffe auf die Solidarität derer,
die es sich leisten können: Ein
Heizkostenzuschuss über den
Treibhaus-Schutzschirm sei
herzlich willkommen.

Im Innsbrucker Theater
praesent wird derzeit noch
geprobt. Die neue Spielzeit
beginnt am 8. Oktober mit
der österreichischen Erstaufführung von Sergej Gößners
„Lauwarm”. Das praesent beschreibt sich selbst als „klein
und widerständig”. Beide Attribute kämen aktuell zum
Tragen. sagt Vereinsmiteglied

Als kleines Theater könne man
vielleicht schneller auf kurzfristige Entwicklungen reagieren als größere Institutionen.
Auf Kosten des Programms
werde nicht gespart, versichert
Schopper. Die Eintrittspreise
will das Theater praesent sogar
teilweise senken. Schopper:
„Wir bieten Karten in drei Kategorien, wobei die Besuche-
Annen entscheiden können,
was sie bezahlen wollen. Die
beiden höheren, 20 Euro und
16 Euro, bleiben gleich, die
niedrigste wird von 12 Euro
auf 9 Euro gesenkt.” Man wolle Publikum nach zweieinhalb
Pandemiejahren ins Theater
zurückholen.

Dieses Ziel wird naturgemäß auch am Tiroler Landes-

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Votaz M Schaar

kus Lutz, der kaufmännische
Direktor von Tirols größtem
Bühnenbetrieb. Die Teuerung
sei dabei nur eines von mehreren Argumenten, das er dazu
höre. Auch die Angst vor neuerlichen Covid-Maßnahmen
oder pandemiebedingten Absagen spiele noch eine Rolle.
„Im Moment bedarf es großer
Anstrengungen, um die verloren gegangenen BesucherlInnen und AbonnentInnen zurückzugewinnen - und zudem
neue Besucherschichten für
das Landestheater anzusprechen”“, so Lutz.

Die massiven Preissteigerungen im Materialeinkauf
und im Energiebereich würden
auch das Landestheater vor
egrOße Herausforderungen stel-

stellung auf energiesparende
LED-Leuchtmittel ist bereits
abgeschlossen. Die Themen
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen am Landestheater schon seit Längerem
auf der Agenda. Seit Dezember
gibt es eine Kooperation mit
dem Klimabündnis Tirol. In
den nächsten Monaten dürfte
das Theater als „Green Event
Location” zertifiziert werden.
Einen Sparkurs angesichts
der aktuellen Entwicklungen
soll es am Innsbrucker Rennweg vorerst nicht geben. Markus Lutz: „Wir investieren
bewusst - und setzen ein Zeichen für die Fortführung eines
starken und lebendigen Theaterbetriebs in schwierigen
Zeiten.” Finanziert werde das
aus Rücklagen, die in starken
Jahren erwirtschaftet wurden.
Doch der kaufmännische Direktor stellt klar: Mittelfristig
lässt sich die aktuell schwierige
wirtschaftliche Situation nicht
aus eigener Kraft meistern.
Um die Weiterführung des
Betriebs in seiner bisherigen
Form zu gewährleisten, muss
die Förderung durch die öffentliche Hand erhöht werden.
Bei ersten Gesprächen mit den
Finanzabteilungen von Land
und Stadt habe es bereits positive Signale dafür gegeben.
Auch bei den Tiroler Landesmuseen werden bereits Maßnahmen vorbereitet, um auf
etwaige Energieengpässe zu
reagieren. „Unsere momentane Planung betrifft vor allem
den Bereich der öffentlichen
Beleuchtung”, sagt Direktor
Peter Assmann. Geänderte Öffnungszeiten oder zusätzliche
Schließtage soll es aber nicht
geben. Auch die Eintrittspreise bleiben vorerst gleich. „Was
die Temperaturen in den Ausstellungsräumen betrifft”, erklärt Assmann. „eilt es vor al-