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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_08_8_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Den Stillstand einfach einmal aussitzen“, Seite 2
8.8.2022
Analyse
Den Stillstand einfach
einmal aussitzen
Von Marco Witting
ollte es in Innsbrucks Stadtpolitik
S überhaupt die Sorge eines Som-
merlochs gegeben haben: Mit dem
Auftritt von Georg Willi bei Tirol Live auf
tt.com und seiner Ankündigung, auch
in zwei Jahren wieder als Bürgermeister
zu kandidieren, war die „Gefahr“ einer
ruhigen Ferienzeit schnell gebannt.
Willis Ansage heizte den Politsommer
erst so richtig an. Seither fliegen in den
Aussendungen der Fraktionen wieder die
Fetzen. In den Arbeitskreisen, davon hat
Innsbruck bekanntlich unzählige, geht es
teilweise gleich rund. Jüngstes Beispiel:
der Schlagabtausch rund um Tempo 30.
Die bevorstehende Landtagswahl wird
das Klima wohl nicht wirklich abkühlen.
Im Gegenteil. In Innsbruck sind nicht
nur viele Stimmen zu holen, das Rennen um ebendiese ist auch vollkommen
offen. Und auch die Hoff-
nung, dass in den verfahrenen Karren im Ge-
marco.witting@tt.com
meinderat durch die Landtagswahl und
etwaige Personalrochaden in den Klubs
neuer Schwung kommt, ist klein. Zu sehr
hat sich das Spiel „Willi gegen alle - Alle
gegen Willi“ bereits manifestiert.
Bliebe im Angesicht des freien Spiels
der Kräfte, das nachweislich einfach
nicht funktioniert, noch die Option, auch
in Innsbruck in absehbarer Zeit wählen
zu lassen. Sich noch zwei weitere Jahre
durch eine Periode zu wurschteln, die
unter dem Eindruck von Streits und
Krisen in die Geschichte eingehen wird,
macht eigentlich wenig Sinn. Dürfte aber
wohl in der Realität genau so kommen.
Weil niemand einen weiteren Urnengang
vom Zaun brechen möchte? Vielleicht.
Wohl auch, weil nach der Landtagswahl
die Parteikassen leer sind. Vor allem
aber: weil viele Mandatare lieber auf
ihrem sicheren Sitz verharren, den Stillstand aussitzen, als durch eine Neuwahl
möglicherweise auf einem Schleudersitz
Platz zu nehmen. Das wird zu einer Art
Dauervorwahlkampf in der Landeshauptstadt führen und schadet der Stadt.
Es wäre durchaus an der Zeit, dass
sich die einzelnen Parteien klar positionieren, ob sie eine vorgezogene Neuwahl
wollen - beziehungsweise warum sie
eigentlich keine möchten.
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