Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_08_26_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Kurier
„Gemeinden zögern bei Impfkampagnen“, Seite 21
Gemeinden zögern bei Impfkampagnen
Widerwillig. Graz bleibt mit seinen Plakaten vorerst allein auf weiter Flur. Dabei hat der
Bund 75 Millionen Euro an Österreichs Gemeinden verteilt, damit sie die Impfung bewerben
VON C. WILLIM, J. GEBHARD,
5. SALZMANN, J. WEICHHART
Mit Donnerstag sollten in
Graz die ersten Plakate, mit
denen vor dem nahenden
Herbst die Impfung beworben wird, im öffentlichen
Raum platziert werden. Im
Zentrum waren sie noch
nicht zu finden. Die Sujets
sind provokant. Und auf den
ersten Blick könnte man meinen, dass es um eine Kampagne gegen Fake News geht.
„Die Impfung wirkt nicht“
prangt groß auf einem Plakatmotiv, darunter steht klein
„gegen Fehlinformation“. Tatsächlich versucht die Landeshauptstadt, ihre Bürger zu
motivieren, vor einer möglichen Corona-Winterwelle
Impfschutz aufzubauen.
75 Millionen Euro
Die Mittel für die Kampagne
kommen aus einem mit 75
Millionen Euro gefüllten
Bundestopf. Je nach Einwohnerzahl haben alle Gemeinden in Österreich Geld in
unterschiedlicher Größenordnung erhalten — in Graz
sind das 2,7 Millionen Euro.
Doch bislang hält sich die
Begeisterung in den Kommunen über den Geldsegen in
Grenzen. Graz ist mit seiner
Kampagne vorerst nahezu allein auf weiter Flur, wie ein
Rundruf zeigt. Grundtenor in
den meisten Gemeinden: In
Zeiten der Teuerung wäre das
Geld in Maßnahmen dagegen
besser investiert.
Wie berichtet hat eine
Mehrheit in Innsbruck den
grünen Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) gezwungen, genau darum bei Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP)
Graz setzt auf provokante Slogans. Wien plakatiert seine Sujets ab Anfang September, Salzburg plant besondere Impfevents
anzufragen, Antwort ausständig. In Gemeindeverbänden —
etwa in Salzburg oder Oberösterreich — erklärt man die Zurückhaltung genau damit.
Intensiv diskutiert wird
das Thema aber auch innerhalb des Städtebundes, berichtet Vorsitzender Matthias
Stadler (SPÖ), der auch Bürgermeister der nö. Landeshauptstadt St. Pölten ist.
Auch er sei auf die Antwort
des Ministeriums gespannt.
„Allerdings braucht es im
Kampf gegen die Teuerung
eine deutliche Entlastung
der unter Druck gekommenen Haushalte — der bereitgestellte Budgettopf wäre hier
nur ein Tropfen auf den hei-
ßen Stein“, sagt Stadler.
Einen Bürgermeister zu
finden, der das Geld nicht für
soziale Zwecke verwenden
möchte, ist schwierig. Harald
Preuner, VP-Stadtchef von
Salzburg, ist so einer. „Wir
geben ja kein eigenes Geld
aus, sondern brechen die
Botschaft auf lokale Ebene
runter“, sagt er und will
einen Beitrag leisten, mögichst viele Salzburger für
eine Impfung zu motivieren.
1,5 Millionen Euro stehen
zur Verfügung. Die Kampagne
der Stadt Salzburg soll mit
Schulbeginn starten und wird
gerade ausgearbeitet. Ein
paar schräge Ideen gibt es
schon. Ärzte könnten etwa in
Seite 8 von 10
barocken Kostümen zu „Impfen wie der Erzbischof“ einladen. Anlass dafür soll das Fest
„100 Jahre Schloss Hellbrunn
bei der Stadt“ sein, heißt es.
Wien kampagnisiert
Schon im Laufen ist die Impfkampagne in der Bundeshauptstadt Wien, das mit 18
Millionen Euro den größten
Anteil vom Kommunen-Kuchen erhalten hat. In einer
ersten Phase wurden aufwendig gestaltete Advertorials in Print- und Onlinemedien geschaltet, die mit Basisinfos die Bevölkerung wieder an das Thema Impfen heranführen soll. In einer
zweiten Phase ab Anfang
September wird mit speziellen Werbesujets gezielt für
die vierte Impfung Stimmung gemacht.
Das Konzept, wonach jede Gemeinde ihr eigenes
Werbesüppchen kochen soll,
sieht man aber kritisch: „Die
Erfahrungen aus der Pandemie zeigen, dass es nicht besonders schlau ist, nicht mit
einer Stimme zu sprechen“,
verweist ein Sprecher von
Gesundheitsstadtrat Peter
Hacker (SPÖ) auf potenziell
mehr als 2.000 unterschiedliche Kampagnen. Man habe
immer versucht, zumindest
auf Länderebene eine Akkordierung zustande zu bringen,
dies sei jedoch gescheitert.
5
S
s
S
®
5
=
s