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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_07_22_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Aus dem Hörsaal hinter die Bar“, Seite 19
22.7.2022
Aus dem Hörsaal
hinter die Bar
In Innsbruck können Studierende in einem Kurs die
Grundkenntnisse für einen Job in der Gastro erlernen.
Ein Versuch, dem Personalproblem entgegenzutreten.
Von Anna Haselwanter
Innsbruck — In drei Tagen
lernen, wie man drei Teller trägt, welche Getränke in
welche Gläser gehören und
wie man einen Aperol Spritz
korrekt zubereitet. Die Stadt
Innsbruck, die Wirtschaftskammer und das Wifi haben
— in kürzester Zeit, wie die
Beteiligten betonten — einen
Crashkurs für Gastronomie-
Grundlagen aus dem Boden
gestampft. Studierende, die
sich etwas dazuverdienen
wollen, können so einen Fuß
in die Tür stellen, Unternehmen einen großen Pool an
potenziellen Mitarbeitern anzapfen. 35.000 Studierende leben in Innsbruck.
Der Pilotversuch des Projekts sei „sehr erfolgreich
gewesen“, erklärte gestern
Bürgermeister Georg Willi
(Grüne). Ausgeschrieben wurde über den Newsletter der
Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH), das Interesse am
Angebot war groß: Die drei
bisher angebotenen Kurse
seien mit 36 Teilnehmern voll
gewesen. „Der Kurs ist gratis,
wenn die Teilnehmer im Anschluss auch wirklich in der
Gastronomie arbeiten“, erklärte Norbert Schöpf vom
Wifi. Ansonsten sei ein Unkostenbeitrag von rund 100
Euro zu leisten, Gegenwert
des Angebots seien 420 Euro. Die Finanzierungskosten
für das Projekt teilen sich die
Stadt Innsbruck und die Wirtschaftskammer Tirol. Bisher
wurden rund 12.000 Euro eingesetzt — „das ist gut investiertes Geld“, ist sich Willi sicher.
„Die Gastronomie ist ein Ort
des Austausches und Spiegel
unserer Ess- und Trinkkultur“,
unterstreicht er die Relevanz
der Branche. Die Gastronomie
ist aber vor allen Dingen auch
eine Branche mit enormen
Personalproblemen.
Allein in Tirol sind laut Stellenmonitor des Wirtschaftsbunds rund 8000 Jobs in Gastro und Tourismus unbesetzt.
in den Betrieben sei deshalb
auch „die Zeit zum Einschulen weniger“, sagt Klaus Plank
von der Fachgruppe Gastronomie der WK, Vorkenntnisse
seien zudem immer von Vorteil. Dass eine bessere Entlohnung dem Personalproblem
eher en%egcnwirken könnte
als Projekte wie diese, glaubt
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w Schöpf (Wifi), Georg Willi (BM Stadt Innsbruck) und Klaus Plank
(WK; v.1.) stellten gestern das Projekt vor.
UU
fotz: Chaty Lale, Di Fotografen
er nicht. Zum einen sei „Geld
alleine nicht immer die Motivation“, zum anderen müsse
man sich „nicht verstecken.
Man kann in der Gastro gutes Geld verdienen“, betont
Plank. Die Jobs seien zudem
„persönlichkeitsbildend“ und
damit ein Mehrwert für die
Studierenden.
Im Herbst wolle man in die
nächste Runde gehen — und
das Angebot eventuell ausdehnen: „Architekturstudenten könnten am Bau arbeiten, Sprachstudenten in der
Rezeption“, schlägt Willi vor
— und neben praktischen Erfahrungen in ihrem beruflichen Umfeld auch Versicherungszeiten sammeln.