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Tiroler Tageszeitung

„Mit der Gondel durch die Stadt“, Seite 19

23.6.2022

Mit der Gondel durch die Stadt

In Toulouse wurde die längste Stadtseilbahn Europas eröffnet. Mit einem Öffi-Ticket geht es
in drei Stationen über den Fluss Garonne, auch in Innsbruck gibt es Gondel-Pläne.

Von Verena Langegger

Toulouse - Von der Universität
Paul Sabatier rechts vom Fluss
Garonne zum Krankenhaus
Rangueil und weiter bis zur
Metrostation beim Toulouser
Krebszentrum auf der linken
Flussseite — in nur zehn Minuten können die drei Kilometer seit wenigen Wochen per
Luftlinie mit der Stadtseilbahn
zurückgelegt werden. Eröffnet
wurde die „Teleo“ im Mai,
rund 2000 Menschen können
in der Stunde befördert werden. Teuer ist das Gondelfahren in der Stadt nicht, denn es
gilt ein Öffi-Ticket.

Die Bahn läuft täglich zwischen fünf Uhr Früh und Mitternacht. Und genau das sei
auch die Herausforderung,
sagt Anton Seeber, Vorstand
der Unternehmensgruppe
High Technology Industries
(HTI Group): „Im Gegensatz
zu einer Bergseilbahn läuft eine Stadtseilbahn jeden Tag 18
Stunden das ganze Jahr.“ Im
Skigebiet laufe eine Gondelbahn aber nur rund 120 Tage.
Wartungsarbeiten müssten
in Toulouse — oder bei anderen von der HTI-Seilbahnsparte Leitner-Poma gebauten Gondelbahnen, etwa in
Mexiko-Stadt oder Medellin
— also ganz anders geplant
werden. Mit den Bauarbeiten
wurde im Spätsommer 2019

gestartet. Investiert wurden
in das prestigeträchtige Projekt rund 82,41 Mio. Euro.
Wichtige Komponenten, etwa Klemmen und Antriebe
für die Seilbahn, wurden in
Telfs gefertigt. Auch die Antriebstechnologie wurde am
Standort Telfs von Leitner
Technologies entwickelt, sagt
Seeber. „Der Direktantrieb hat
kein Getriebe, braucht kein
Schmieröl und ist damit viel

Die Stadtseilbahn verbindet die Uni mit dem Krankenhaus und den Metrostationen über der Garonne. sow: Tizseo

leiser als andere Antriebe.“
Zudem brauche der Antrieb
zwischen acht und zehn Prozent weniger Strom.

Zum Einsatz kommt in Toulouse eine moderne 3S-Bahn
von Poma. Gefahren werden
kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 108 km/h,
die Fahrgeschwindigkeit beträgt bis zu 6 m/s. Außerdem
kann bei diesem System etwa
im Vergleich mit einer Einseil-

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umlaufbahn die Anzahl der
Stützen minimiert werden,
ein Vorteil gerade im urbanen
Bereich. In Toulouse mussten
daher nur fünf Stützen gebaut
werden, für eine Einseilumlaufbahn wären für die gleiche
Strecke 20 Stützen notwendig
gewesen. Transportiert werden die Fahrgäste in 15 blauen
Kabinen, die jeweils 34 Personen Platz bieten, davon 20 sitzend. Das Design stammt von

Paolo Pininfarina, einem italienischen Ingenieur und Karosseriebauunternehmer. Der
Zutritt zu den Kabinen wurde
barrierefrei ausgeführt, auch
Bikes können mitgeführt werden. Die Kabinen folgen einander in einem Abstand von
1 Minute 30 Sekunden, lange
Wartezeiten dürfte es also keine geben. Die „Teleo“ fährt
mit Strom, der in einem kleinen Photovoltaik-Park direkt
unterhalb der Bahn erzeugt
wird, sie ist also klimaneutral,
freut sich Seeber.

Die Stadtseilbahn als klimaneutrales Fortbewegungsmittel der Zukunft? Auch
Innsbruck lässt dieses Konzept schon länger prüfen,
gesetzlich ist aber nicht viel
möglich. Laut einer Studie
vom Sommer 2021 wäre aber
eine Stadtseilbahn zwischen
Innsbruck und dem östlichen
Mittelgebirge machbar. Vor
einer eventuellen Planung
müsste aber die Akzeptanz einer Stadtseilbahn als öffentliches Verkehrsmittel abgefragt
werden, heißt es vom Land.

Innerhalb der HTI Group
wird der Umsatz durch Stadtseilbahnen immer größer,
heißt es. Insgesamt setzte die
Gruppe 2021 an die 859 Millionen Euro um, die Unternehmensgruppe beschäftigt
weltweit 3758 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,