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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_06_20_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Idyllen, die keine sind“, Seite 12
20.6.2022
in Öl auf eine 100x 140 Zentimeter große Leinwand gemalt. — Foto: Martin Hörtnag!
Idyllen, die
keine sind
Martin Hörtnagls Bildwelt ist „perfect
blue“. Zu sehen auf der Plattform 6020
der Innsbrucker Stadtbibliothek.
Von Edith Schlocker
Innsbruck — Für Martin Hörtnagl ist Blau die Farbe der
Reinheit, einer Welt, die allerdings nur scheinbar perfekt
ist. Trotzdem, oder vielleicht
gerade deshalb, heißt der Bilderzyklus, den der Autodidakt
auf der Plattform 6020 zeigt,
„perfect blue“. Um auf diese
Weise zu irritieren, zum geren. Einzutauchen in Meere,
Es ist eine erschreckend
dystopische Welt, die Martin
Hörtnagl hier entwirft. Was
damit zu tun haben könnte,
dass der 50-Jährige ein — wie er
selbst sagt — Halbzeitmaler ist,
während er sich seine Brötchen als Nachhaltigkeitsberater verdient. Als der ihn na-
äß der Zustand unserer
Welt interessiert, der sorglose
Umgang mit Ressourcen und
die entsprechenden Konsequenzen für die Natur.
Als Maler outet sich Hörtnagl, der eigentlich von der
Tischlerei herkommt und bisher nur selten t hat,
als absoluter Ästhet. Nichts
bleibt in seinen auf mittel-
großen Leinwänden ausgebreiteten Ölmalereien dem
Zufall überlassen, die Komposition ist perfekt ausgewogen,
die Farbigkeit delikat monochrom. Dominiert von Blau
in diversen Nuancen. Nur ein
Anflug von diesem charakterisiert die unweigerlich dahin-
Gletscher, aber
auch der Widder, der auf einem solchen, von tiefen Spalten durchfurchten steht und
schaut, ist blau. Warum auch
immer.
Auffallend ist die Absenz
des Menschen in Martin Hörtnagls Bildwelt. In den Flugzeugen, die — blaue — Himmel
durchpflügen, ist er erahnbar.
Generell aber haben tierische
Überlebenskünstler wie Ameiligem Greenwashing auf der
Welt die Regie übernommen.
Eines der Bilder porträtiert
allerdings eine von Künstlicher Intelligenz dominierte
Mensch-Maschine, während
der Künstler in seinem skurrilen Selbstporträt seine Haare
brennen lässt. Um trotzdem
grundsätzlich Optimist zu
bleiben, so Hörtnagl.
Plattform 6020. Amraser Straße 2,
Innsbruck; bis 30. Juli; Mo, Di 14-19
Uhr, Mi-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-17 Uhr.
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