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Jahr: 2022

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- S.14

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Der Standard

„Wie’n Wiener halt so sagt“, Seite 1

1.6.2022

Wie’n Wiener halt so sagt

In fast schon grauen Urzeiten des
STANDARD hat sich Ihre Autorin
im Einserkastl hin und wieder
dem Sprachwandel gewidmet beziehungsweise - sagen wir es, wie
es ist —- jene Ösis liebevoll durch
den Kakao gezogen, die das durch
die Werbesprache verbreitete
piefkinesische Gebrauchsidiom
für „Hochdeutsch“ halten, weil sie sich ihrer
eigenen Sprache so unsicher sind. Auld lang
syne, wie der Schotte und die
Schottin (einzeln oder auch
gleichzeitig) sagen, lange her,
heute gibt es nicere Themen.
Aber unlängst ist mir dann
doch wieder das G’impfte aufgegangen (gut gealtertes hiesiges
Sprachbild!), nämlich, als ich in
einem dieser Social-Media-Kanäle das Wort „Wien“ zu tippen anhub und mir zu dessen Vervoll-

ständigung automatisch „Wie"n“
vorgeschlagen wurde. Nein, das
ist kein absichtlich auferlegter
Deppenapostroph wie jener in der
einstigen Werbelinie für die schöne Stadt Inns’bruck, sondern eine
Verdichtung von „Wie ein“: Wie"n
Wiener halt so sagt.

Na ja. Wir könnten uns mit
„Deutsch:innen“ rächen,
aber ä la longue sitzen
sie am längeren Hebel.
Apropos lange und län-

ger, mir fällt in letzter Zeit eher
der Import der verkürzten Formen auf: Auch mein geschätzter
Kollege rau hat hierorts vor kurzem von einer „Verarsche“ geschrieben. Bei Umkleide und
Tanke, beide längst heimisch geworden, geht jedoch noch mehr
als die bescheidene Endsilbe „ung“
verloren. Das ist schon eine recht
brutale Abkürze.

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