Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_05_10_Presse_OCR
- S.6
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Morgen fallen die Wacker-Würfel‘“, Seite 27
Morgen fallen die Wacker-Würfel
Der Insolvenzantrag des Profibetriebs soll eingereicht werden und ein Ex-Investor möchte bis Mittwoch eine
Entscheidung. Die Vereinsrettung könnte sich aber schwierig gestalten, Minus könnte 1, 8 Mio. Euro betragen.
Von Florian Madl
und Peter Nindler
Innsbruck - Am 22. Mai endet
die Zweitliga-Saison, doch
schon morgen fällt für den
FC Wacker die Entscheidung
über die weitere Zukunft. Die
finanzielle Situation nimmt
dramatische Ausmaße an, eine Rettung des Profibetriebs
scheint ausgeschlossen. Und
nun wackelt auch der Amateur-Verein in einem Ausmaß, wie man es nicht vermutet hätte.
Insolvenz droht: Wacker-
Präsident Kevin Radi kündigte beim Polit-Gipfel am
vergang Di g mit
LHStv. Josef Geisler und Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi eine Lösung für diese
Woche an - das beinhaltet
auch einen Insolvenzantrag
für den Profibetrieb. Ein Aufschub scheint allein von dieser Seite her unwahrscheinlich, wurde doch bis zum
Wochenende eine Stundung
bei der Österreichischen Gesundheitskasse gewährt.
‚ Der Freitag war ein
emotionaler Tag
für mich, es war das vorerst letzte Wacker-Spiel
für mich.“
Alexander Joppich
(nach der Vertragsauflösung)
Vereins-Minus deut-
lich höher? Verein und
Profi-Gesellschaft sind zwar
unterschiedliche Rechtspersönlichkeiten, doch eine
Rettung des Vereins könnte sich äußerst schwierig gestalten. Denn offenbar gibt
es doch größere finanzielle
Verstrickungen, als bisher
angenommen wurde. Bis zu
970.000 Euro könnte der Ver-
ein bis Saisonende Schulden
ansammeln. Darüber hinaus
ist jetzt die Rede davon, dass
gegenüber der Gesellschaft
offene Forderungen von rund
800.000 Euro bestehen bzw.
verbucht sind. Vor allem bei
den Gehältern soll querfinanziert worden sein. Mit der Insolvenz könnte sich somit der
Schuldenstand des Vereins
auf 1,8 Millionen Euro erhöhen. Derzeit schwirren aber
zu viele Zahlen herum, viel
Konkretes konnte Wacker-
Präsident Kevin Radi bisher
nicht vorlegen.
Land fordert Zukunfts-
konzept: Zuletzt haben
sich einige „Retter“ ins Spiel
gebracht, die auch beim Land
vorstellig wurden. Dort gibt es
jedoch eine klare Linie, was
die eingefrorenen Förderungen von rund 205.000 Euro für
die aktuelle Saison betrifft. Bei
der Stadt Innsbruck geht es
um 100.000 Euro. Nur wenn
ein finanzielles Zukunftskonzept vorgelegt wird, das auch
zum Großteil die Altlasten des
Vereins umfasst, will die öffentliche Hand die einbehaltenen Förderungen auszahlen.
k J
Mit Alexander Joppich (M.) löste am vergangenen Freitag der mittlerweile zehnte Wacker-Profi seinen Vertrag vorzeitig auf.
Bisher haben die Gespräche
mit den vermeintlichen rettenden Engeln aber noch kein
zufriedenstellendes Ergebnis
gebracht. Zu viel wird versprochen, aber zu wenig Handfestes auf den Tisch gelegt.
Saisonfinale wackelt:
Selbst die Finanzierung
des anstehenden Auswärtsspiels in St. Pölten (Freitag)
scheint ungewiss, beim Bus-
Unternehmen häuften sich
die Außenstände auf einen
mittlerweile fünfstelligen
Betrag. Und auch das letzte
Match daheim gegen Dorn-
Seite 6 von 10
Fota: gepa
birn ist noch lange nicht fixiert — oOhne Einigung mit der
Security müsste man sich mit
einem Geisterspiel behelfen.
Aus Vorarlberg vernimmt
man bereits Stimmen, wonach die Lustenauer Austria
das Beschreiten des Klagswegs gegen die Bundesliga
nicht ausschließen will, sollte Schwarz-Grün die Saison
nicht beenden: „Wir werden
ganz sicher alles, was uns
möglich ist, ausschöpfen“,
meinte Vorstandssprecher
Bernd Bösch. Grund: Würden
die Wacker-Spiele im Fall ei-
nes Ausstiegs der Tiroler annulliert, wäre plötzlich der
FAC in der Pole-Position um
Titel und Aufstieg.
Spieler gehen: Wie in
der TT bereits angekündigt, lösten nun auch weitere Akteure ihren Vertrag auf.
Neben Ex-Kapitän Lukas
Hupfauf sah sich am Freitag
auch Alex Joppich zu diesem
Schritt gezwungen. Grund:
Als 27-Jähriger wäre für ihn
selbst in der Regionalliga eine
Ausbildungsentschädigung
fällig. „Die Frist läuft bis zum
28. Lebensjahr“, präzisierte Fußballer-Gewerkschafter
Oliver Prudlo.
Joppich kostete der Schritt
große Überwindung, letztlich sah sich das Wacker-Urgestein jedoch dazu gezwungen: „Deshalb war der Freitag
ein sehr emotionaler Tag für
mich. Toll, wie uns die Fans
gefeiert haben“, erzählt der
Außenverteidiger nach seinem vorerst letzten Match
gegen Horn, bei dem auch
Tränen geflossen seien.
Ob sich Joppich einen Neuanfang beim FC Wacker in
der dritten Leistungsstufe
vorstellen könne? „Ich beobachte die Situation sehr genau, es wäre jedenfalls eine
gute Option.“
Kader schrumpft: Mittler-
weile sind es zehn Spieler,
die ihren Vertrag aufgrund
fehlender Gehaltszahlungen
vorzeitig auflösten. Die letzten
beiden Saisonspiele werden
Joppich & Co. nicht mehr auflaufen, das gefährdet zudem
den Österreicher-Topf (Sonderzahlung für ein Mindestmaß einheimischer Spieler im
Kader). Schon zuletzt gegen
Horn füllten verletzte Spieler
des Regionalliga-Teams den
Profi-Kader, ihr Einsatz stand
gar nicht erst zur Debatte.