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Tiroler Tageszeitung

„Olympiaworld klagt, Schlinge geht zu“, Seite 31

Olympiaworld klagt, Schlinge geht zu

Wacker Innsbruck hat beim Stadion-Vermieter Außenstände von 310.000 Euro, letzte Zahlungen erfolgten im
Mai 2021. Die Spieler bekommen keine Schuhe mehr, die Wohnungsvermieter drohen mit Rauswurf.

Von Peter Nindler und Florian Madl

Innsbruck - Wacker-Investor
Thomas Kienle schweigt bereits wieder beharrlich, und
das seit knapp zwei Wochen.
Damals hatte der Stuttgarter
Unternehmer gegenüber der
TT noch angekündigt, er gehe
fest davon aus, dass man bei
Wacker Innsbruck innerhalb
einer Woche „alle wichtigen
Dinge geklärt und besprochen“ haben werde. Das war
am 23. März. Geändert hat
sich seither nichts - außer
dass es für den Innsbrucker
Fußballclub finanziell immer
enger wird.

Das Land Tirol hat die Förderungen auf Eis gelegt. Immerhin 320.000 Euro pro Jahr,
davon 60.000 Euro für die Profis. Ein neuerlicher Appell des
Landes vor einigen Tagen,
dass der Verein endlich die
finanzielle Situation darlegen
möge, ist trotz erneuten Versprechens, alle Unterlagen zu
präsentieren, ergebnislos geblieben. Und der Innsbrucker
Gemeinderat hat zuletzt drei
Subventionsansuchen vorerst
zurückgestellt.

Doch es kommt noch dicker: Die Außenstände des
Vereins sollen jetzt Schritt
für Schritt eingefordert bzw.
eingeklagt werden. So auch
bei der jeweils zur Hälfte im
Besitz von Stadt und Land
Tirol stehenden Olympiaworld, die das Tivoli-Stadion
betreibt. Ende März erging
deshalb der Auftrag, Anwälte
einzuschalten. Die letzten
Zahlungen von Wacker Innsbruck an die Olympiaworld
erfolgten im Februar bzw. im
Mai 2021 (!). Nicht nur für den
Bereich Profifußball gibt es

Neo-Präsident Kevin Radi und Trainer Michael Oenning galten bei ihrem Amtsantritt im Februar noch als Wacker-Hoffnungsträger.

Außenstände (116.000 Euro),
sondern auch im Amateurbereich, im Nachwuchs und
bei den Wacker-Damen - in
Höhe von 194.000 Euro. Insgesamt wartet die Olympiaworld damit auf 310.000
Euro. Bereits gegenverrechnet ist dabei das Sponsoring
der Olympiaworld von rund
300.000 Euro für Wacker.

Die Gesellschafter, also
Stadt und Land, wurden über
die der Situation informiert
und gaben Rückendeckung
dafür, dass die aushaftenden
Zahlungen notfalls eingeklagt
werden.

Dass der Stadionname an
einen Sponsor verkauft werden soll, sorgte in der Vorwoche ebenfalls für Diskussionen. Die hätte es aber gar
nicht geben dürfen, denn
Neo-Präsident Kevin Radi
wurde von der Stadt Innsbruck klar signalisiert, dass
diesem Wunsch keinesfalls
zugestimmt werde. Tivoli
bleibt Tivoli.

Das Ausmaß der Forderungen bekommt der Verein
mittlerweile auf allen Ebenen
zu spüren, auch wenn sich
die betroffenen Gläubiger öffentlich nicht äußern wollen.

Sozialabgaben: Bis Ende
März wurden die Beiträge
gestundet. Nun müsste der
FC Wacker zahlen oder dieser Tage neuerdings einen
Stundungsantrag stellen.
Der wiederum würde auf die
Wahrscheinlichkeit weiterer
Zahlungen hin geprüft.

Mietrückstände: Nicht nur
der Stadionbetreiber will die
beim FC Wacker ausstehenden Zahlungen zurück, auch
die seit Monaten der Dinge
harrenden Wohnungs- und

Die Wacker-Fans leiden mit ihrem Herzensverein, mit jedem Tag schwindet die Hoffnung auf ein Eintreffen des Investorengelds.

Hausvermieter der Spieler. So
mancher Profi wurde in den
vergangenen Tagen bereits
aufgefordert, den ausstehenden Betrag aus der eigenen
Tasche zu begleichen, um ei-

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nem möglichen Rauswurf zuvorzukommen.
Gehaltsrückstand: Während die Spieler auf die April-
Gehälter warten, müssen
Wacker-Mitarbeiter bereits

Foto: Böhm

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SN

Rückstände aus den Monaten Februar und März in Kauf
nehmen.

Ausrüster: Auf Nachfrage
wollte man sich dazu nicht
äußern, aber in Sachen Spielerutensilien ist mittlerweile
ebenfalls ein Schuldenberg
zu beklagen. Verdutzte Spieler können vorerst keine
neuen Schuhe beziehen — bis
der Verein den geduldigen
Gläubigern endlich die bisherige Summe überweist.

Unfallkosten: Zahlreiche
Inkassobriefe gingen in den
vergangenen Tagen ein, darunter einer aus einem Krankenhaus. Die Kosten einer
Operation belaufen sich angesichts der Zwangsforderung mittlerweile auf über
20.000 Euro, heißt es. Nur einer von mehreren Posten, die
es zu begleichen gilt.

Sicherheit/Catering: Zur
Nagelprobe mutiert sprichwörtlich das nächste Heimspiel gegen den GAK (15. April, 18.30 Uhr). Denn weder
Caterer noch Sicherheitsfirma sind dem Vernehmen
nach gewillt, ein weiteres Mal
in Vorlage zu treten. Unter
diesen Umständen könnte
auch der Spielbetrieb wohl
kaum fortgesetzt werden.

Transferfenster: Der 15.
April bleibt auch in anderer
Hinsicht ein Stichtag. Bis zu
diesem Zeitpunkt muss der

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1 —— ——

Foto: Falk

Verein eine Option ziehen,
um Spieler wie Rio Nitta, Florian Kopp oder Rami Tekir
längerfristig an sich zu binden und im Fall einer weiteren Leistungssteigerung hohe
Transfergelder zu lukrieren.
Angesichts der Umstände
steht hinter dieser Vertragsklausel ein Fragezeichen und
die Spieler wären mit Saisonende ablösefrei am Markt.

Spielervermittler: Seit
mehreren Monaten ist der
Verein im Rückstand.

Bundesliga-Lizenz: Bereits
am 13. April will die Bundesliga erstmals mit einer
Bestandsaufnahme zur Erteilung der Lizenzen (Spielberechtigung) an die Öffentlichkeit gehen. Der FC
Wacker wird sich nicht unter
jenen Vereinen befinden, denen man dieses Privileg zuerkennt. Schon jetzt kann man
sich auf einen Gang zum Protestkomitee einstellen, der
eine Profi-Saison 2022/23 im
zweiten Anlauf ermöglicht.

Amateurfußball: Sollte sich
keine Lösung abzeichnen,
bleibt nur der Weg in den
Amateurfußball, Profi-Verträge wären mit dem Zwangsabstieg hinfällig. Präsident
Kevin Radi war für keine Stellungnahme erreichbar.

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Analyse auf Seite 2