Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_04_17_Presse_OCR

- S.4

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2022_04_17_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2022
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung

„Kunst wider die bösen Geister: Friedensbotschaft auf Nordkette“, Seite

28/29

® Bei „stadt_potenziale“ eingereichtes Projekt kommt doch nicht zur Umsetzung,

Kunst wider die bösen Geister:

Eine Friedensbotschaft mit 40 Meter großen Lettern auf
der Nordkette hoch über Innsbruck: Mit dieser spektakulären Installation wollte eine Innsbrucker Künstlerin
einen aktuellen Bezug zur Gegenwart herstellen und böse Geister aus der Vergangenheit vertreiben. Denn die
Nazis hatten 1938 das grandiose Bergpanorama unterhalb der Sattelspitzen für ihre Zwecke missbraucht.

„Top secret“: So hieß das
„Geheimprojekt“, das die
Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka bereits 2019
bei „stadt_potenziale“ Innsbruck eingereicht hat. „Abwarten? Zuschauen? Hoffen? Reicht das aus, um den
sozialen Frieden in Osterreich zu wahren?“

Dramatischer, aktueller
Bezug: der Ukraine-Krieg
Oder sollen wir unsere Stim-

me erheben und aktiv werden?“, lauteten damals ihre

Überlegungen. Im Jahre
2019 konnte sie freilich
nicht ahnen, dass ihr

Schriftzug für die Nordkette

noch unangenehm unter die
Haut gehende — Bild durch
ein neues, positiv wirkendes
zu ersetzen: Die große weiße
Fläche soll befriedet und für
die Zukunft mit einer positiven Botschaft assoziiert werden.“ Diese hätte gelautet:
Peace above all, also Friede
über alles bzw. über allem.

Kunstinstallation nur für
einen Tag im April oder Mai

Mit einem zehnköpfigen
Tecam, dem Bergführer und
Wissenschaftler der Uni
Innsbruck angehören, wäre

einen viel dramatischeren,
aktuellen Bezug erhalten
sollte: den Ukraine-Krieg.
Krieg: Das war auch damals im Jahr 1938 eine reale
Gefahr, als die Nazis im
Frühjahr die weiße große
Fläche unterhalb der Sattelspitzen für ihre Zwecke
missbrauchten. „Genius loci
— seit damals ist dieser Platz
für alle, die dieses Bild 1938
gesehen haben, mit einer unheilbringenden Parole assoziiert“, erklärte dazu die
mehrfach — ausgezeichnete
Künstlerin, die 2021 unter
anderem den Landespreis
für Bildende Kunst erhielt.
Ihr eigener Vater im Alter

die Botschaft mit Buchstaben aus Gerüstschutznetz in
knapp 2000 Metern Sechöhe auch mit Einsatz eines
Hubschraubers realisiert
worden — für einen einzigen
Tag im April oder Mai 2022.
Warum wäre? Weil die
Künstlerin ihren Antrag auf
Verwirklichung nun zurückgezogen hat, obwohl die
Stadt als Grundeigentümerin bereits grünes Licht signalisierte, mit einigen strengen Auflagen allerdings.
Doch die Landesumweltanwaltschaft zeigte sich mit

trotz großer Aktualität © Nazis nützten 1938 die weißen Hänge für ihre Propaganda

Friedensbotschaft auf Nordkette

Der Vize-Landesumweltanwalt Walter Tschon äußerte sich
skeptisch zu dem Vorhaben, was die Künstlerin dann zur raschen Aufgabe ihres Projektes bewogen haben dürfte.

von 94 Jahren machte sie bei
einem Streifzug durch Innsbruck auf diesen weniger bekannten Aspekt in der Innsbrucker Geschichte auf-

Verweis auf das dortige
Landschaftsschutz- und Natura-2000-Gebiet Naturpark
Karwendel skeptisch.

Umweltanwalt verweist auf
das Natura-2000-Gebiet

„Die Inszenierung der Alpen
bzw. der hochalpinen Zonen
in einem Landschaftsschutzgebiet ist nicht vertretbar“,
sagt Vize-Landesumweltanwalt Walter Tschon. „Nachahmungen“ seien vorweg zu
unterbinden. Den notwendigen Hubschrauberflügen im
Schutzgebiet könne nicht

Seite 4 von 10

merksam. „Noch immer
kann er den Schriftzug vor
seinem inneren Auge sehen.
Meine Intention ist es, dieses - ihm und mir heute

zugestimmt werden, zudem
seien alternative Standorte
nicht geprüft worden. Die
Antragsunterlagen müssten
die aus _naturkundlicher
Sicht notwendigen Erhebungen erhalten, „um das Ausmaß der Beeinträchtigung
schlüssig und nachvollziehbar abschätzen zu können“.
Ist das das Ende der Geschichte? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Denn
die Künstlerin hat kritisch
auf die Einwände repliziert.
Die „Krone“ wird weiter berichten. Philipp Neuner

Foto: UEBL Daniel| zeitung s ta.at

m3
$
}
S