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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Wiederverwendung in großem Stil“, Seite 28

Wiederverwendung
in großem Stil

Paris hat den Eiffelturm als berühmten Stahlwerkfachbau. Innsbruck hat die
Messehalle B. Sie ist zudem ein Beispiel, dass Recycling keine neue Erfindung ist.

Oft geht man achtlos an ihr
vorüber, doch die MessehalleB in der Ing.-Etzel-Straße
ist ein architektonisches Juwel, das bis heute — oder zumindest seit zehn Jahren wieder —- das historische Flair des
19. Jahrhunderts ausstrahlt.
Obendrein dokumentiert das
Bauwerk, dass Wiederverwertung beileibe keine Erfindung
der Öko-Bewegung des 20.
Jahrhunderts ist, sondern eigentlich ein ganz logisches
altes Prinzip. Schon vor Jahrhunderten errichtete die
Landbevölkerung ihre Häuser
aus Steinen, die sie aus Ruinen alter Burgen barg.

Die Messehalle B wurde
ursprünglich für die „Prager
Jubiläumsausstellung 1891“
gebaut - und die Wiederverwertung ist bereits in der
Art der Konstruktion angelegt. Es ist ein bisschen wie
beim schwedischen Möbelriesen, aber mit einer Sta-

bilität und Haltbarkeit, die
sich in Jahrhunderten misst:
Der Stahlfachwerkbau in der
Tradition der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts konnte
— wie beim Pariser Wahrzeichen - einfach zusammengeschraubt und daher auch wieder zerlegt werden.

So wurde die Halle nach
der Ausstellung in Prag wieder auseinandergenommen
und rund 550 Kilometer weit
verfrachtet, um in der Tiroler
Landeshauptstadt wieder aufgebaut zu werden. Recycling
also, das zwei Geschoße und
7000 Quadratmeter Fläche
umschließt: Der grün gestrichene Stahlfachwerkbau wird
an der Südseite und an den
Stirnseiten von gemauerten
Wänden umschlossen, die
ursprünglich aufwändig architektonisch gestaltet waren
und große Fensteröffnungen
aufwiesen.

Hier also fand vom 15. Juni

bis 4. Oktober 1893 die Tiroler Landesausstellung nach
dem Muster der damaligen
Weltausstellungen statt — unter dem „Protectorate S. M. d.
Kaisers Franz Josef 1.“. Und
Tirol bedeutete noch das ganze Kronland Gefürstete Grafschaft Tirol. Themen waren
„Pferde, Rinder und Kleinvieh, Obst- und Gartenbau,
Südtiroler Weinausstellung,
Molkerei, Fisch- und Bienenzucht, Jagd- und Forstwesen,
Fremdenverkehr, Montanistik, Bau- und Ingenieurwesen, gewerbliche Hygiene
sowie Schätze alttirolischer
Kunst und Kunstindustrie“.
Umrahmt wurde die Messe von täglichen Konzerten
des Ausstellungsorchesters.
Es gab einen Zirkus, ein orientalisches Labyrinth, ein internationales Radwettfahren
sowie „die Präsentation von
Sitten und Gebräuchen“.

Bis zum Ende der Monar-

chie diente die originale Halle
für diverse Ausstellungen. In
den 1920er- und 1930er-Jahren aber wurde sie verändert
und verbaut. Bei den Olympischen Winterspielen 1964
und 1976 wurden hier sogar
Eishockeyspiele ausgetragen.

2010 die Überraschung: Es
stellte sich heraus, dass die
historische Stahlkonstruktion unter der Verbauung noch
fast vollständig erhalten war.
Sogar Teile der Originalverglasung waren noch da. In den
Folgejahren wurde die mittlerweile denkmalgeschützte
Halle rückgebaut. Seit 2012
hat sie wieder ihr ursprüngliches Aussehen. Auf moderne
Technik muss deshalb nicht
verzichtet werden. So bietet
eine neue Dachkonstruktion
mit großen Fensterflächen
viel Licht und einen wunderbaren Blick auf die Berge, die
Halle kann aber auch jederzeit verdunkelt werden.

d —i..j E A Sa OR A D -

Die Stahlfachwerk-Halle wurde für d

-
-
r

je Prager Jubiläumsausstellung 1891 (100 Jahre nach der ersten Prager Industrieausstellung) gebaut.

Foto: Rudy De Moor

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