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Jahr: 2022

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- S.12

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Kronenzeitung

freuen sich, wenn sie sehen,
dass ihre Stadt verschönert
wird. „Ich wähle meine Wände immer nach bestem Gewissen aus — ich habe ja eine
gute Absicht dabei. Meine
Motivation ist es, Kunst in
den öffentlichen Raum zu
bringen. Gerade in Spanien
gibt es unzählige Mauern,
die keine ästhetische Funktion haben. Diese Wände
sind geradezu für den künst-
}erkchen Ausdruck geschafen.“

Als Urban Artist kann
HNRX von seiner Leidenschaft leben. Sein Haupteinkommen ist die Wandgestaltung: Firmen, Städte, aber
auch Privatleute fragen den
Künstler an, um Hausfassaden oder sogar die eigene
Wohnzimmerwand zu bemalen. „Etwa die Hälfte der
Anfragen kommen von Firmen. Ungefähr 30% sind
Privatleute für Wohnzimmer oder Innenhöfe, und etwa 10-20% macht die Stadt
aus.“ Bewerben muss sich
HNRX so gut wie nie. Die

bezahlten Wandgestaltungen reichen ihm zum Leben,
nebenher ist er aber auch mit
Leinwänden auf Ausstellungen zu finden. Die Leinwände seien seine „Miniaturen
für Wände“, wie er es liebevoll umschreibt, und vor allem im Winter ein geeigneter
Ersatzuntergrund.

Inspiriert ist HNRX Kunst
von Alltagsgegenständen.
„Viele Leute sagen, ich würde viel Essen zeichnen. Aber
auch Essen ist für mich ein
Gegenstand. Eigentlich
zeichne ich klassisches Stilleben in _verschiedensten
Kompositionen.“ Einen festen Plan hat er dabei nur
manchmal. „Das kommt
ganz darauf an — ungeplant
zu malen ist wunderschön,
und es entstehen oft Dinge,
die man nicht hätte planen
können. Dennoch gibt eine
grobe Skizze eine gewisse Sicherheit. Gerade bei großen
Aufträgen wie dem Hummer
in Innsbruck wollen die Kun-

den schon ungefähr wissen,
was am Ende zu sehen sein
wird.“ Der Hummer ist erst
2021 im Zuge des „Underbridge Project“ entstanden:
Eine 20 Meter hohe Kollaboration zwischen HNRX und
seinem portugiesischen
Künstlerkollegen MOTS,
die in der Kapuzinergasse 19
zu sehen ist. Es ist eine Quelle der Kreativität, die unerschöpflich zu sein scheint.
„Es sprudelt eigentlich
durchgehend aus mir heraus.
Wie ein Fass, das die ganze
Zeit überläuft — wenn ich die
Ideen gerade nicht brauche,
dann läuft es eben über, und
ansonsten fülle ich mir etwas
ab. Ich bin sozusagen mein
eigener Goldesel“, lacht
HNRX. „So war es aber
schon immer. Für mich ist
Malen wie ein innerer Trieb,
dem ich nachgehen muss.
Sonst explodiere ich.“ Daher
ziehe sich Gestaltung auch
durch seinen ganzen Alltag.
Selbst sein Zimmer oder sein
Handy sei für ihn eine Art
der Gestaltung. Wie ein Mu-

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siker die Welt nur in Klängen
wahrnimmt, siceht sie HNRX
mit den Augen eines Künstlers. „Ich sehe die Welt nur
in Formen und Farben“, beschreibt er.

Fotos von der Künstlerhand
sind wenige zu finden. Die
Anonymität begleitet viele
Künstler, die aus der ursprünglich einmal illegalen
Graffiti- und Wandmalerei
Kommen. HNRX Beweggründe liegen aber auch noch
woanders: „Ich vermeide Bilder von mir, wenn es möglich
ist. Mir ist es wichtig, die
Aufmerksamkeit auf meine
Kunstwerke zu lenken, und
nicht auf mich. Kunst sollte
sich immer auf die Kunst
selbst beziehen, und nicht
auf eine Person, die sich vielleicht besonders gut vermarkten kann.“

Eine edle Einstellung, auf
die wir natürlich Rücksicht
nehmen und daher auf ein
Foto des Künstlers verzichten.

Elena Krasov