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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_02_4_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Radikaler Szenenwechsel“ (Kommentar), Seite 4
Radikaler
Szenenwechsel
Von Markus Schramek
m Tiroler Landestheater kam,
A schon vor Corona, die 3-B-Regel
zur Anwendung: Brav-Bürgerlich-
Beliebt. In das Schauspielhaus pilgerte
man, um sich einen feinen Abend zu machen auf - unbestritten! - hohem Niveau.
Überraschungen blieben aus, von einem
Skandal ganz zu schweigen. Mit populären Stoffen wie Mozarts „Zauberflöte“,
dem Haudrauf-Musical „Blues Brothers“,
mit Opern von Puccini und Rossini kann
man auch wenig falsch machen. Fast jede
Premiere wurde beklatscht und medial gewürdigt. Auch die berufsmäßigen Kritiker
haben es sich in den gepolsterten Sitzen
des Großen Hauses bequem gemacht.
Zu bequem. Denn Theater soll mehr
sein als Berieselung. Es soll aufrütteln,
Denkmuster in Frage stellen, einer Gesellschaft den Spiegel vorhalten, auch wenn
dabei Hässliches zum Vorschein kommt.
Die designierte neue Intendantin Irene
Girkinger belässt keinen Stein auf dem
anderen. Sie will mit ihrem Antritt in der
Saison 2023/24 Theater auf der Höhe der
Zeit anbieten, bunt, divers, kontroversiell.
Dass Girkinger auch den immens
erfolgreichen Tanzdirektor Enrique Gasa
Valga abserviert, wird die vielen Fans
des Spaniers schocken. Doch Gasa Valga
verkörperte mit seinen - oft im Vorhinein
— ausverkauften Choreografien am besten
den Hang zum „more of the same“, an das
man sich so wohlig gewöhnt hatte.
Es bleibt abzuwarten, ob das Publikum
den radikalen Kurs der neuen Chefin mitgeht. Letztlich wird auch sie
an Zahlen gemessen.
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