Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_02_20_Presse_OCR

- S.4

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2022_02_20_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2022
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Grüne Häppchen im Asphalt“, Seite 20

Von Sabine Strobi

Innsbruck —- Betoniert
und asphaltiert ist schnell.
Noch immer wird in Österreich täglich viermal
so viel Fläche versiegelt,
wie im aktuellen österreichischen Regierungsprogramm als Ziel vorgesehen ist. Hochgerechnet
sind laut Umweltministerium bereits 18 Prozent
des Dauersiedlungsraums
für Besiedelungszwecke,
Verkehr, Freizeit und Infrastruktur in Anspruch genommen. Derzeit wird in
Tirol das aktuelle Versiegelungsausmaß erhoben,
teilt das Büro des zuständigen Landesrats Johannes Tratter mit. Die Erhebung soll als Grundlage
für Maßnahmen dienen.
Im kürzlich vorgestellten
Impulspapier „Alles Tun
hat Raumbezug“ findet
sich auch der Vorschlag,
ein Entsiegelungs- und Intensivierungsprogramm
auszuarbeiten.
Entsiegelungsprojekte sind in Tirol noch rar,
doch sie könnten in Zukunft mehr sein als ein
Tropfen auf den heißen
Stein. Und wer sucht, der
findet. Michael Schwendinger vom Verkehrsclub
Österreich hebt die B189
in Obsteig als positives
Beispiel hervor. Der Querschnitt der Straße wurde
ähnlich wie bei Projekten
in Kärnten und Niederösterreich verringert und

‚ Für einen Quadratmeter Boden, der verbaut wird,
sollte ein Quadratmeter bebauter Boden
entsiegelt werden.“

Karoline Mayer
(Architekturzentrum Wien)

Grüne Häppchen im Asphalt

Der Flächenfraß in Tirol ist enorm. In einem Impulspapier des Landes ist eine
Entsiegelung angedacht. Die öffentliche Hand hat derzeit die besten Möglichkeiten.

Nicht bis zum Gartenzaun asphaltiert wurde in Wörgl, um Versidemngsmüßiehkeitenfir das

Wassetüsdtaflen. Ein Zuckerl ist die Bienenwie-

se (L.). Aus einer Straße im Tristacher Dorfpark wurde ein Fußweg, der 60 Prozent weniger Asphalt benötigt. Fotns: Stactgemeinde Wörgl. Gemeinde Tristach

ein Sicherheitsstreifen begrünt. „Entsiegelung funktioniert und macht Sinn“,
sagt Schwendinger. Zumal
mehr als die Hälfte der neu
versiegelten Fläche mittlerweile dem Verkehr zuzurechnen sei.

Auch die Stadt Innsbruck ringt dem Asphalt
wieder etwas Grün und
Regenwürmer ab. Im
Baumreihenkonzept wird
eruiert, ob man zusätzliche Bäume auf Kosten des
Straßenraums pflanzen
und Grünflächen erweitern kann. Erste Ergebnisse sind in der Kaiser-Josef-
Straße bei der Klinik, in
der Kaiserjägerstraße oder
in der Andechsstraße zu
sehen.

Wörgl ist ebenfalls aktiv.
„Seit 2017 wurden für die
Straßen- und Radwegeinfrastruktur in Wörgl auch
im Sinne einer Entsiegelung rund 6,77 Millionen Euro investiert“,
erklärt Bürgermeisterin

Hedi Wechner. Bei der
Sanierung der Bodensiedlung wurde etwa nicht
bis zu den Gartenmauern asphaltiert, es wurden Sickermulden zur
ordnungsgemäßen Straßenentwässerung errichtet, damit keine Einleitung
in den Mischwasserkanal
erfolgt, und eine Bienenweide angelegt.

Sobald es die Temperaturen zulassen, wird in
Tristach der jetzt autofreie Dorfpark Tratte fertig bepflanzt. Die 4,5m
breite Asphaltstraße wurde durch einen ca. 2,5m
breiten Weg für Fußgänger

‚ Wir haben uns
entschlossen,
die Straße wegzufräsen. Im Frühjahr
folgt die gärtnerische
Gestaltung.“

Markus Einhauer
(Bürgermeister von Tristach)

Seite 4 von 24

und Fahrradfahrer ersetzt.
„Der Verkehr wird über
bestehende Straßen um
den Park herum geführt“,
so Bürgermeister Markus
Einhauer. 60 Prozent der
ursprünglichen Asphaltfläche wurden weggefräst
und sind künftig wieder
grün, allerdings wird ein
kleiner Platz für einen
Brunnen wieder versiegelt. Die Kosten für 1 m*
Rückbau der Asphaltstraße betragen ca. 50 Euro,
darin inkludiert sind das
Abtragen von Belag und
Unterbau, neuer Humus
und Begrünung.
Erneuerungen, die mit
Entsiegelung einhergehen,
haben Potenzial. „Meiner
Meinung nach geht es nur
noch mit Entsiegelung. Für
einen Quadratmeter Boden, der bebaut wird, sollte
ein Quadratmeter bebauter Boden entsiegelt werden“, sagt Karoline Mayer
vom Architekturzentrum
Wien. Wie die Co-Kurato-

rin der Ausstellung „Boden
für Alle“, die im Juni nach
Innsbruck kommt, einschätzt, ist Deutschland
einen Schritt weiter.

Dort laufen bereits Förderprogramme zur Entsiegelung, dies auch zur
Renaturierung von Flussläufen.

Versiegelung

Bodenverbrauch. Österreichs
Ziel bis 2030 ist es, nur
noch 2,5 Hektar pro Tag zu
verbauen. Dennoch werden
noch täglich 11,5 Hektar
versiegelt - das entspricht 16
Fußballfeldem, kritisiert die
Hagelversicherung.

Folgen der Versiegelung sind
breit gefächert. Dazu zählen
ein steigendes Hochwasser-
Risiko, überhitztes Stadtklima, Beeinträchtigung der
Bodenqualität, weniger Fläche
für die Lebensmittelproduktion, Verlust der Artenvielfalt.