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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_02_1_Presse_OCR
- S.9
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Kronenzeitung
„Tirols teuerster Lift am Kofel‘“, Seite 22/23
Foto: Andreas Fischer
Tirols teuerster
Nachdem nun die endgültige Schlussrechnung für den
Neubau der Patscherkofelbahn (2014 bis 2017) vorliegt,
dürfte klar sein: Mit 83,2 Millionen Euro Gesamtkosten ist das der teuerste Lift Tirols, wenn nicht Europas.
Auf die Bahn selbst entfallen 64 Millionen Euro. Bürgermeister Georg Willi zog gestern noch einmal Bilanz.
Zur Entstehungsgeschichte
sagte Willi zusammenfassend, der Rat von Experten
sei nicht befolgt worden und
das gleich mehrfach. „Die
Bahn wurde unter größtem
Zeitdruck in einem Jahr
statt in zwei Jahren gebaut.
Jeder weiß, dass das die Kosten massiv nach oben
treibt.“ Im April 2014 erfolgte um 10,7 Mio. € der
Die Angst vor dem Stillstand
Warum hat sich die Stadt
Innsbruck beim Bau der Patscherkofelbahn so übernommen? Erstens: Aus Angst vor
dem Wähler. 2018 standen
Wahlen an, man wollte unbedingt vermeiden, dass am
„heiligen Hausberg“ der Innsbrucker womöglich ein Jahr
lang kein Lift fährt wegen
zwei Jahren Bauzeit, für die
man in den Skiorten Tirols verlacht worden wäre. Zweitens:
Es herrschte damals eine Art
Größenwahn, denn die Stadtführung war auch Feuer und
Flamme für eine Seilbahn
über die geschützten Kalkkögel und hätte sich Hals über
Kopf auch in dieses Abenteuer
gestürzt, wenn das Land nicht
die Notbremse gezogen hätte.
Drittens: Es waren die Grünen,
die 2012 mit ihrer Unterstützung Christine Oppitz-Plörer
zur Bürgermeisterin gemacht
hatten. Ihr verdankten sie Einfluss und Posten, vor allem jenen des Planungsstadtrates,
der mit seinen Architekturwünschen das Projekt um 20
Millionen € (!) verteuert hat.
Und viertens: Mit der alten
Kofelbahn hatte die Stadt
einen Klotz am Bein, der jährlich Abgänge produzierte und
den man lieber schnell los haben wollte! Philipp Neuner
Die 2017 eröffnete Kabinenbahn bietet
viel Komfort,
wird aber auch
wegen ihrer
Windanfälligkeit kritisiert.
Zudem liegt
die Mittelstation sehr nahe
an der Bergstation. Laut BM
Willi kann sie
ausgeglichen
bilanzieren.
® Zeitdruck ließ die Kosten explodieren
Lift am Kofel
Ankauf des Skigebietes von
Peter_ Schröcksnadel, damals OSV-Präsident.
Im Oktober 2015 wurde
der Geldbedarf für die
Bahn (ohne Ankauf) mit 34
Mio. € beziffert, beschlossen wurden 2016 im Juni-
Gemeinderat 41 Mio. € inklusive Reserve. Im Juli
2017 musste der Gemeinderat weitere 14 Mio. € zuschießen, nun lag man also
bei 55 Mio. €. Die Bahn
wurde kurz vor Weihnachten 2017 eröffnet.
„Zu bauen begonnen
ohne vorherige Planung“
Nach der Gemeinderatswahl im April 2018, bei der
Christine Oppitz-Plörer
das Bürgermeisteramt an
Georg Willi verlor, musste
die Bahn in zwei Schritten
ausfinanziert werden, wie
BM Willi sagte: Im Juni
2018 stimmte der Gemeinderat einem notwendigen
Nachtragskredit in Höhe
von 11 Mio. € zu, im Dezember 2021 weitere rund
vier Mio. € für den Ankauf
der alten Talstation und
zwei Mio. € für die Errichtung des Sportbereichs
Zimmerwiese — beides re-
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sultierend aus vertraglichen Verpflichtungen mit
der Agrargemeinschaft.
„Aus dem Bericht des
Kontrollamtes zum Patscherkofel wissen wir, dass
neben den Hochbauten vor
allem der politisch gesteuerte Zeitdruck und das fehlende Controlling die
Preistreiber waren. Es wurde gebaut, ohne vorher genau geplant zu haben.“
Politische Konsequenz
war die von BM Willi gesteuerte Abwahl der damaligen Vize-Bürgermeisterin
Oppitz-Plörer gemeinsam
mit der FPO, eine rechtliche Folge die Einsetzung
eines Beirats für Großprojekte, dem künftig strikte
Kostenkontrolle obliegt.
Grüne waren bei den
Beschlüssen stets dabei
Oppitz-Plörer verwies immer auf die breite Mehrheit
im Gemeinderat jenseits
von 80% bei vielen Beschlüssen zum Kofel. Willi
sagte zur Rolle der Grünen:
Es sei mit Hilfe geheimer
Montagsrunden regiert
worden, in denen Fantasiezahlen auf den Tisch gelegt
wurden. Philipp Neuner