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Tiroler Tageszeitung

„Bittere Pille für Konsumenten“, Seite 5

Bittere Pille für Konsumenten

Wer in Innsbruck kostenlos Altmedikamente in der Apotheke abgeben möchte, wird
häufig abgewiesen. Grund ist eine unklare Regelung, was die Entsorgungskosten betrifft.

Von Nikolaus Paumgartten

Innsbruck - Kaum ein Ratgeber zur Abfallentsorgung,
in dem es nicht fett unterstrichen steht: „Bitte werfen
Sie Ihre alten Medikamente
nicht in den Müll oder in die
Toilette!” Inklusive dem Hinweis, nicht mehr gebrauchte
Salben, Tabletten, Säfte, Pulver und Zäpfchen entweder
über die Problemstoffsammlung zu entsorgen oder beim
örtlichen Recyclinghof abzugeben. Außerdem, so heißt
es, würden auch Apotheken
alte Arzneien kostenlos zurücknehmen.

Letzteres stimmt allerdings
nur eingeschränkt. Denn
während in den meisten Gemeinden Tirols die Rückgabe alter Medikamente dort,
wo sie einst auch gekauft
wurden, problemlos möglich ist, sträuben sich in der
Landeshauptstadt Innsbruck
viele Apotheken dagegen,
diese anzunehmen. Ihr Argument: Für die Entsorgung
der Altmedikamente würde die Stadt — genauer gesagt die für die Abfallentsorgung zuständige Innsbrucker
Kommunalbetriebe AG (IKB)
— Gebühren verrechnen. Eine kostenlose Abgabe in der
Apotheke sei daher für die
Kunden nicht mehr möglich.

Von einem Innsbrucker
Sonderfall spricht deshalb
der Präsident der Tiroler
Apothekerkammer Matthias König. „Ich würde sagen,
dass die kostenlose Abgabe
von Altmedikamenten in 80
Prozent der Tiroler Apotheken möglich ist. Das Thema
ist vor allem eines der Stadt
Innsbruck“, so König. Noch
vor der Corona-Pandemie
habe er die Problematik in

einem Gespräch mit Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) thematisiert.
Dann hätten die Ereignisse
rund um Corona die Angelegenheit allerdings wieder
in den Hintergrund rücken
lassen. „Grundsätzlich ist zu
sagen, dass es sich bei der
Annahme von Altmedikamenten um eine freiwillige
Leistung der Apotheken handelt“, betont Apothekerkammer-Präsident König. Dass
man in Innsbruck als Privatperson im Recyclinghof seine

Nicht in den Restmüll und schon gar nicht in die Toilette gehören alte Medikamente.

abgelaufene Medizin gratis
abgeben darf, eine Apotheke
die gesammelten Altmedikamente aber nicht, sei eben
eine Besonderheit, die er aus
keiner anderen Gemeinde
kenne. Dabei sei gerade bei
Arzneimitteln die fachgerechte Entsorgung besonders
wichtig, um nicht die Umwelt
damit zu belasten.

Bei Untersuchungen
durch das Umweltbundesamt werden in Grund- und
Trinkwasser regelmäßig
Medikamentenrückstände

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4

Fatn. Sisch

nachgewiesen, die aufgrund
der geringen Konzentration
zwar keine Auswirkungen auf
den Menschen haben sollen,
sehr wohl aber Wachstum
und Strukturen von Mikroorganismen, Tieren und Pflanzen beeinflussen können.
Außerdem könnten Antibiotika im Grundwasser die Bildung antibiotikaresistenter
Keime fördern.

Was das Thema der kostenlosen Medikamentenentsorgung in Innsbruck betrifft,
scheinen sich Stadt und Apo-

theken letztlich allerdings
gegenseitig den schwarzen
Peter zuzuschieben. Denn,
so erklärt Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi, diese sei
für die Innsbrucker Apotheken nach wie vor möglich.
Kostenpflichtig sei dagegen
die Abgabe von größeren
Mengen, die Apotheken beispielsweise von Pharma-Firmen zur Verfügung gestellt
bekommen haben und die
nicht verbraucht wurden, so
Bürgermeister Willi.

Das bestätigt auch IKB-
Vorstand Thomas Pühringer
und betont: „Ordinationen
und Apotheken mit Standort
Innsbruck dürfen Altmedikamente ihrer Kunden und
Patienten natürlich ohne zusätzliche Kosten beim Recyclinghof abgeben.“ Lediglich
dort, wo die Mengen offensichtlich nicht aus privaten,
sondern aus gewerblichen
Beständen stammen, müsse
für deren Entsorgung gezahlt
werden.

Warum sich die Regelung
von Stadt bzw. IKB noch
nicht bis zu den Betreiberinnen und Betreibern der
Innsbrucker Apotheken herumgesprochen hat, bleibt
vorerst unbeantwortet. Hinter vorgehaltener Hand heißt
es aber, dass die Apotheken
grundsätzlich keine große
Freude damit hätten, alte
Arzneiware kostenlos anzunehmen. Immerhin ist damit
auch ein zusätzlicher Arbeitsaufwand verbunden: Die Medikamente müssen zunächst
aus der Verpackung genommen und zwischengelagert
sowie der Müll getrennt werden — ehe diese letztlich zum
Innsbrucker Recyclinghof
Innsbruck gebracht werden
können.