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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

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„Herr Bloders Not mit der Notdurft‘“ (Magazin), Seite 26/27
30.1.2022

Herr Bloders
Not mit der
Notdurft

An sich ist es erfreulich, wenn man in Innsbruck
Geschäfte macht. Außer es handelt sich um „kleine
Geschäfte“, die gelbe Bächlein zur Folge haben. So
klagt der Altstadtverein über immer mehr Wildpinkler

TEXT. JUDITH SAM ı FOTO: THOMAS BOHM

n so manchem Morgen
ist Peter-Paul Bloders
Stimmung auf dem Weg
zur Arbeit gedrückt
Nicht etwa, dass der Inhaber des gleichnamigen Bekleidungsgeschäfts in der Innsbrucker Altstadt seinen Beruf infrage
stellt. Vielmehr weiß Bloder nicht,
was ihn vor dem Geschäftseingang
erwartet: „Oft finde ich täglich
neue ‚Hinterlassenschaften‘ Betrunkener vom Vorabend.“ Dann
gilt es, Seifenwasser und Eimer zur
Hand zu nehmen und alles, was

öffentliche Toilette am Stadtturm
ab 18 Uhr geschlossen ist, nutzen
Wildpinkler die vermeintlich un
beobachteten Ecken der Lauben.”

Unbeobachtet? Weit gefehlt
Bloders Eingangsbereich ist wideoüberwacht. Auf den pikanten
Clips sieht man teilweise ganze
Männergruppen, die sich erleichtern. Lesen sie währenddessen die
drei Urinieren-Verboten-Schilder,
die Bloder montiert hat, halten sie
nicht inne, sondern ziehen sich
die Kapuze über den Kopf

der menschliche Darm und die StererTropfen höhlt den Stein
Blase so hergeben, wegzuputzen: Probleme, um die man auch in _ reits geschlossen sind.” Unmeren ver-
„Das ist Chefsache. Meinen Mit- der Stadt weiß. „Es wird bereits Auch Perger beschäftigt das boten. Trotz
arbeitern kann ich diesen Geruch. diskutiert, wie man das Angebot zum Himmel stinkende Problem Schiüdern findet
und Anblick nicht zumuten. Der der öffentlichen WCs optimieren Mmassiv. Er sieht darin eine gesell- Peter-Paul Blo-
Urin ruiniert zudem die Fassade kann. Zusätzlich zu den Anlagen, schaftliche Herausforderung: „Ich der aft ‚Hinterund das schmiedeeiserne Tor.“ die es bereits gibt, ist mit den Gas- habeden Eindruck, Egoismus und lassenschaften“
Letzteres wurde laut dem frü- tronomen vertraglich geregelt, Rücksichtslosigkeit nehmen zu _ Befrunkener vor
heren Obmann des Innsbrucker dass sie ihre Toiletten Einzelnen Einmal sah ich tagsüber jeman- seinem Geschäft
Altstadtvereins erst vor Kurzem zur Verfügung stellen, auch wenn den, der sich erleichterte, und in Innsbrucks
für eine fünfstellige Summe sa- die Betroffenen dort nichts kon- sprach ihn an. Obwohl ich es höf- Altstadt

niert: „Der Effekt wird jedoch bald
verblassen. Denn man würde sich
wundern, wie viele ihre Notdurft
inmitten der Altstadt auf Schaufenster und Wände verrichten.”
Grassiert akute Blasenschwäche? Wohl kaum: „‚Gerade in Zeiten der 22-Uhr-Sperrstunde verlagert sich das Feiern von Lokalen
ins Freie. Weil die einzige nahe

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sumieren. Das gilt für Gaststätten, die einen Gastgarten haben“
kontert Rebecca Müller vom Büro
des Bürgermeisters

Letzteres ist laut Michael Perger, Obmann des Altstadtvereins
wohl keine große Hilfe, denn der
Löwenanteil der widrigen Wasserlasser schlägt gegen Mitternacht zu: „‚Wenn diese Lokale be-

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lich formulierte, war die Antwort
ein erschreckender Wortschwall.“

Bevormundungen mit erhobenem Zeigefinger seien ohnehin
sinnlos: „Wirkung könnte eine
sympathische Kampagne zeigen,
die sensibilisiert und Werte vermittelt.” Die Ignoranz gegenüber
fremdem Eigentum zeige sich
nämlich auch im Wegschnippen