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Tiroler Tageszeitung

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„Zehntausende Gedichte und eins: Rekord-Poet Alexander Legniti“,
Seite 18

23.1.2022
Zehntausende Gedichte und eins:
Rekord-Poet Alexander Legniti

Der Innsbrucker kann sich zwar nicht immer auf alles im Leben einen Reim machen.
Aber ihm fällt zu allem und jedem ein passender Reim ein - oder auch sehr, sehr viele.

Von Michaela S. Paulmichl

Innsbruck — Unglaubliche 30.643 Gedichte hat
Alexander Legniti bereits
verfasst, doch eigentlich
stimmt diese Zahl gar
nicht. Denn kaum gezählt,
kommt schon wieder ein
neues dazu, und noch eins
und noch eins. Etwa 25
Gedichte verfasst der Leiter der städtischen Friedhöfe in Innsbruck an nur
einem Tag. Und steigert
sich dabei kontinuierlich.
Vor einem Jahr waren es
noch rund 20.

Was ihn dabei antreibt,
seine Gedanken, scheinbar alltägliche Ereignisse
oder auch nur den Anblick
des Pflänzchens, das aus
dem Asphalt wächst und
wohl nur wenigen anderen Menschen auffällt, in
Worten auszudrücken,
kann er nicht genau erklären. „Hast du Probleme,
kannst du sie mit Gedichten aufarbeiten, erlebst du
etwas Schönes, kannst du
es durch sie dokumentieren“, hat er einmal gesagt.
Beim Dichten kann er Eindrücke und Geschehnisse
reflektieren, „das ist auch
eine gewisse Selbsttherapie, vor allem jetzt, in Corona-Zeiten“. — „Den Ungereimtheiten durch einen
Reim Ausdruck verleihen.
Das ist ein Gedicht!“, hatte es der deutsche Lyriker
und Musiker Thomas S.
Lutter einmal genannt.

Jedenfalls teilt Legniti
seine zu Papier gebrachten Gedanken gerne mit
anderen - obwohl es einige gibt weniger durch
Bücher, denn mit seinen
Gedichten könnte er viele Hunderte Bände füllen,

doch wer danach fragt, der
bekommt wie aus der Pistole geschossen Reime zu
allen möglichen Themen
vorgetragen.

Viele kennt der Innsbrucker, der Texte rezitiert wie ein Maschinengewehr, auswendig, und
wer fragt, hast du nicht
auch ein Gedicht zu diesem oder jenem Thema,
wird bestimmt belohnt.
Er schreibt Kurzes, Längeres, Lustiges, Trauriges,
über die Liebe, den Tod
und — häufig ironisch —
auch über sich selbst. Ein
Beispiel: „Die Waage zeigt
mir vage, wie viel ich wiege
und ob ich richtig liege im
Gewicht., Meistens nicht.“
Der schöne Vollmond der
letzten Tage hat ihn zu folgenden Zeilen inspiriert:
„Gleich einem strahlenden Abenteuer zieht der
Mond einen silbernen

Schleier vor sein Angesicht, das nun verschleiert
spricht von einer Nacht,
die bedacht ihren Zauber

‚ Hast du Pro-

bleme, kannst
du sie mit Gedichten
aufarbeiten. Schönes
kannst du dokumentieren.“

Alexander Legniti
(Friedhofsleiter, Dichter)

verspricht, der durch das
zarteste Dunkel bricht.“
Berühmt will er mit seinen Gedichten nicht werden, sagt der wortgewand-

Seite 3 von 4

i vr“

4

Umgeben von großen und kleinen Zuhörem findet man Alexander Legniti öfters vor, im Bild bei einem Fest im

te Rekord-Poet und Vater
von drei erwachsenen Kindern: „Darum geht"s mir
nicht. Aber es freut mich,
wenn die Leute eine Gaudi mit meinen Gedichten
haben. Wenn man merkt,
dass es den Zuhörern gefällt, dann ist das schon
sehr bewegend.“
Während der Corona-
Zeit hat der ausgebildete
Biologe viele seiner Projekte - vor allem Lesungen —
auf Eis gelegt. An eines der
wenigen, die möglich waren, erinnert er sich aber
ganz besonders gerne.
Dabei geht es um einen
bebilderten Gedichteband
für Kinder - „Das Mühlauer Geistchen“ —, das zur
Erhaltung des Feuchtbiotops Mühlauer Fuchsloch
beitragen soll. Zur großen
Freude von Legniti haben
Kinder der Volksschule
Mühlau eine CD mit pas-

/

Rapoldipark.

Foto: Söhm

senden Liedern zum Buch
zusammengestellt und
ihn zur Vorstellung samt
Autogrammstunde eingeladen. „Ein Bub hat wegen
mir selbst zu schreiben begonnen“, ist der vielseitige
Dichter gerührt.

Schon lange geplant ist
ein Buch mit erotischen
Gedichten, eines über Sagenwesen oder mit Weihnachtsgedichten. Er hat
Gedichte geschrieben, die
spannend und gruselig
sind wie ein Krimi, und
lebensnah wie dieses Corona-Gedicht: „Du bringst
uns mit Geschick auf den
Boden zurück, den wir
glaubten nie mehr berühren zu müssen, denn wie
schnell vermögen wir uns
selbst zu verführen. Doch
du zählst zu den Dingen,
an denen wir erkennen,
dass wir uns selbst nur unvollkommen nennen.“